Ihr größter Traum? Patricia Pölzl lacht. Nein. Ihr größter Traum sei es nie gewesen, einen Würstelstandzu eröffnen. Aber dann, an einem schönen Herbsttag, sei sie am Wiener Zentralfriedhof vorbeigefahren und habe ihn entdeckt: „Ich habe diesen leer stehenden Würstelstand gesehen, den letzten am Zentralfriedhof, und er ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich habe nach dem Eigentümer gesucht und ihn nach einem halben Jahr endlich gefunden!“
Der Vorbesitzer war in Pension. Drei Jahre stand der Kiosk in der Simmeringer Hauptstraße 234 bereits verwaist. Und so kam eins zum anderen. Pölzl kaufte den schon ziemlich heruntergekommenen Stand, übernahm die Pacht – und nach langer Renovierung, bei der ihr die Auflagen der Stadt Wien einiges Kopfzerbrechen bereiteten, feierte der Würstelstand unter dem neuen Namen „Eh scho Wuascht“ am 12. Oktober 2022 Wiedereröffnung. Rechtzeitig vor dem Ansturm zu Allerheiligen.
Totengräber als Stammkunden
An normalen Wochentagen ist nicht ganz so viel los. An Wochenenden dafür umso mehr. Das Publikum besteht großteils aus Stammkunden: „Totengräber sind natürlich darunter, auch Friedhofsgärtner, Anrainer oder Straßenbahnfahrer. Eigentlich sind meine Gäste bunt gemischt – auch Touristen aus Amerika waren schon hier.“
Gelegentlich finden sich auch FriedhofsbesucherInnen ein, die auf einen Verstorbenen anstoßen und ihr sagen, beim Würstelstand habe der Verstorbene sich wohlgefühlt. Dann freut sich Neogastronomin Patricia Pölzl.
Wie aber sieht ein normaler Arbeitstag für die Standlbetreiberin aus, die an der FHWien der WKW Tourismus-Management studierte und zudem Gastronomieerfahrung in den Job mitbrachte? „Die meisten Lebensmittel lasse ich mir liefern“, sagt sie. Sie kann diese während der Öffnungszeiten entgegennehmen, ohne eine Extrarunde für den Einkauf drehen zu müssen. Geöffnet ist der Würstelstand derzeit von Mittwoch bis Sonntag, jeweils zwischen 10 und 18 Uhr.
Pölzl ist eine Stunde früher da, dreht alles auf, damit die Geräte heiß sind, reibt Kren und macht die Hygienekontrollen. Am Abend wird wieder alles geputzt. Ein langer Tag, den Pölzl momentan (noch) alleine bestreitet. Doch das Geschäft läuft gut. Vor allem an Wochenenden. Für das kommende Jahr plant Pölzl, sich Verstärkung zu holen.
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