Topos. Das ist griechisch und bedeutet so viel wie „der Ort“, aber auch „das Thema“ – im Deutschen zwei völlig unterschiedliche Begriffe, die im neuen multimedialen Kanal Topos auf orf.at zusammen gedacht werden. Denn hier finden Themen auf vielen Ebenen statt, wenn etwa ein Text, ein Video, Grafiken, Archivfilmmaterial oder Konzertmitschnitte aufeinandertreffen. Federführend beteiligt an der Entwicklung dieses Formats ist Simon Hadler. Der Journalist, der aktuell auch an der FHWien der WKW unterrichtet, arbeitet seit über 20 Jahren beim ORF und war schon länger der Überzeugung, „dass Österreich eine nichtlineare Plattform für gesellschaftspolitische und kulturelle Themen braucht“.
Digitaler Feuilletonkanal
Denn die jüngere, internetaffine Generation liest ihre Nachrichten nicht mehr auf Papier, so wie Hadler selbst es als Teenager noch tat. Damals, in den 1990er-Jahren, lernte er das journalistische Format Feuilleton anhand jener Tageszeitungen schätzen, die ein engagierter Lehrer täglich in den Unterricht mitbrachte. Schon mit 14 Jahren beschloss Hadler, Journalist zu werden. Nach einem Publizistikstudium und einem kurzen Intermezzo als Aushilfsportier beim „Falter“ heuerte er in der damals noch jungen ORF-Online-Redaktion an und blieb bis heute – um in den letzten Jahren einen multimedialen Feuilletonkanal für den Webauftritt des ORF aufzubauen.
„Ich war schon immer ein Riesenfan von Multimedialität: Du kannst mit Text arbeiten, mit Film, mit Audio und innerhalb des Audiotracks mit der Atmo. Du kannst bei den Filmen Archivmaterial einsetzen, selber drehen gehen, mit Grafiken arbeiten. Es gibt so viele Möglichkeiten und Ebenen! Du kannst wie beim Malen eine Collage herstellen, Audio-Slideshows bauen“, schwärmt Hadler, der allerdings auch zugibt, dass es zunächst einige Überzeugungsarbeit brauchte, um eine bis dahin vorwiegend schreibende Kulturredaktion für die neue multimediale Arbeitsweise zu begeistern.
Dass Topos letztlich von Menschen aufgebaut wurde, die großteils keine Digital Natives sind, sieht Hadler als Vorteil: „Ich glaube, dass man mit seinen Urteilen langsamer wird, vorsichtiger, wenn man älter wird, weil man gelernt hat, immer schon eine Ecke weiterzudenken. Ich bin überhaupt ein Fan des Älterwerdens! Das Alter ist definitiv ein Kapital.“
Mehr als analoges Radio und Fernsehen
Der Bedarf für einen multimedialen Kanal sei allerdings auch stark aus einer jüngeren Zielgruppe heraus zu spüren gewesen: „Wenn du zwischen 20 und 45 bist, dich für gesellschaftspolitische Themen und Kultur interessierst und in der Welt von Online-Streaming und Social Media zu Hause bist, dann gibt es in Österreich einfach keine Adresse für dich.“ Diese Zielgruppe will Hadler mit Topos erreichen: „Wir haben ein Format entwickelt, „5 Fragen an Kultur-Nerds“, in dem die neuesten Hip-Hop-Alben, Computerspiele oder Streaming-Serien vorgestellt werden – in enger Zusammenarbeit mit FM4. Gleichzeitig gibt es ein Projekt wie „Straussmania“ mit Schwerpunkt Johann Strauß, das vielleicht die Berührungsängste der älteren Generation Richtung Multimedialität verringern kann.“ So will Topos NutzerInnen jeden Alters zeigen, dass ein öffentlicher Sender im Jahr 2023 mehr kann als analoges Radio und Fernsehen.
An dieser Stelle erzählt Simon Hadler eine Anekdote aus seiner auf Englisch gehaltenen Journalismus-Lehrveranstaltung an der FHWien der WKW: „Eine Aufgabenstellung zum Einstieg lautete, multimediale Porträts anderer Studierender anzufertigen. Eine Studentin gab dabei als „Fun Fact“ über sich selber an, dass sie hin und wieder analoge TV-Nachrichten schaut“, erzählt Hadler. „Als dieses Porträt gezeigt wurde, haben sich alle totgelacht und gefragt: „Really?“ – Die konnten es gar nicht glauben. Analoges Fernsehen – das existiert für diese Altersgruppe nicht.“ Umso leichter dürfte den angehenden JournalistInnen, die Hadler unterrichtet, das multimediale Arbeiten von der Hand gehen.
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