Mit den gängigen Vorstellungen von Computerhackern hat mein Beruf nur wenig zu tun. Ich dringe nicht ungebeten in fremde Systeme ein, sondern ich versuche, sie zu verstehen – um mit diesem Wissen Abkürzungen zu finden, die mich schneller zum Ziel führen. Das Ziel eines Growth Hackers ist, Wachstum zu generieren: Das kann die Erhöhung von Verkaufszahlen sein, die Vermehrung von NutzerInnen eines Dienstes oder anderer vordefinierter Kennwerte. Um das zu erreichen, überlege ich mir kreative Experimente, mit denen ich meine Hypothesen überprüfe.
Als Growth Hacker beschäftige ich mich viel mit Zahlen: einerseits, weil es meine Aufgabe ist, im Unternehmen den Absatz zu fördern. Andererseits, weil das Analysieren von Daten in diesem Beruf extrem wichtig ist – man sollte vor der Arbeit mit Pivot-Charts und Excel nicht zurückschrecken. Um als Growth Hacker erfolgreich zu sein, muss man aber auch über die blanken Zahlen hinausschauen. Es braucht genauso ein Gespür für qualitative Faktoren, weshalb ich immer wieder Gespräche mit Usern durchführe. So lerne ich, ihr Nutzungsverhalten besser zu verstehen und die Hintergründe zu den Zahlen zu erfahren, die ich aus der Analyse von Nutzerdaten erhalte.
Die Kenntnis der Zielgruppe ist in meinem Beruf das A und O. Je besser ich über sie Bescheid weiß, desto eher gelingt es mir, sie kostengünstig zu erreichen. Growth Hacking ist ein Marketing-Instrument, das auf kreative Einfälle und Guerilla-Taktiken setzt, um ohne großen Mitteleinsatz das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Dafür ist technisches Verständnis vorteilhaft, aber nicht zwingend notwendig: Ich bin kein Coder, weiß aber, wie man die Experten auf diesem Gebiet gezielt beauftragt. Hier arbeite ich oft mit Freelancern zusammen.
Eine eigene Ausbildung für Growth Hacker gibt es derzeit noch nicht, obwohl sie immer stärker in Stellenanzeigen vor allem von Start-ups nachgefragt werden. Alles, was ich für meinen Job brauche, habe ich mir autodidaktisch beigebracht. Viel Zeit habe ich in die Recherche von Zielgruppen gesteckt: Da waren viele Kundeninterviews dabei, aber auch das aufmerksame Lesen von Branchenmedien und Industriepublikationen. Mit diesem Hintergrundwissen ist es mir möglich, die Aufmerksamkeit meiner Zielgruppe kostengünstig zu erreichen.
Christoph Schachner
hat 2018 den Master-Studiengang Kommunikationsmanagement an der FHWien der WKW abgeschlossen. Davor arbeitete er schon bei verschiedenen Start-ups und Agenturen im Bereich Wachstumsförderung.
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