Wie sie auf MILA aufmerksam geworden sei? Hanna Spegel lacht: »Ich bin hochschwanger am Minimarkt vorbeigelaufen und wollte sofort mitmachen.« Mittlerweile ist Sohn Fridolin ein Jahr alt und so groß, dass er selbst in die 10-Kilo-Kisten mit den lila Karotten greift. Die Lebensmittel bei MILA sind möglichst bio, saisonal und fair produziert. Denn ein nachhaltiges Ernährungssystem ist eines von Hanna Spegels Herzensthemen.
Genossenschaftsmodell
Aber was ist MILA überhaupt und wie ist der kleine Ottakringer Laden mit dem gemütlichen Schanigarten organisiert? Anders als die meisten anderen Geschäfte in Wien: nämlich als Genossenschaft. »Diese Rechtsform ermöglicht Partizipation«, erklärt Hanna Spegel. »MILA gehört uns Mitgliedern. Jede und jeder hat eine Stimme und kann so mitentscheiden: zum Beispiel den Vorstand wählen.« Die Idee sei es, gemeinsam zu wirtschaften, gemeinsam zu gestalten und – im Fall von MILA – auch einzukaufen. Dass all das strukturiert abläuft, liegt daran, dass die Aufgaben klar verteilt sind: »Je klarer die Zuständigkeiten, desto seltener sind gruppendynamische Querelen«, sagt Spegel, die viel Erfahrung mit selbstorganisierten Initiativen hat.
Neue Mitglieder erwünscht
Die meisten Arbeiten in der Genossenschaft werden ehrenamtlich verrichtet. Hanna Spegel etwa bringt als Absolventin des Bachelor-Studiengangs Kommunikationswirtschaft an der FHWien der WKW ihre Expertise in die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit ein. Dazu gehören Strategie- und Kampagnenentwicklung, aber auch der Social-Media-Auftritt. Der ist wesentlich, um neue Mitglieder zu werben. 1.500 ist das große Ziel für 2024 – denn demnächst soll der große MILA-Supermarkt mit mehreren Tausend Artikeln eröffnen. Die Standortsuche läuft, und über Direktkredite wurden über 400.000 Euro an Eigenkapital für die nötigen Investitionen lukriert.
Transparenz und Fairness
Aktuell ist die Verkaufsfläche noch überschaubar. Rund 800 Produkte sind im Minimarkt verfügbar. Lebensmittel, aber auch Produkte des täglichen Bedarfs wie Zahnbürsten oder Klopapier. Während der reguläre Handel Margen von bis zu 300 Prozent aufschlägt, sind es bei MILA grundsätzlich 30 Prozent. Transparenz, sagt Spegel, sei einer der großen Vorteile. Hanna Spegel erwähnt Tomatensauce, die MILA direkt importiert. Sie stammt von der Kooperative NoCAP in Sizilien, in der alle am Feld und in der Produktion fair bezahlt würden: »100 Prozent mafiafrei«, sagt Hanna Spegel und ergänzt: »Das ist mir beim Einkauf für mich und mein Kind nämlich wichtig, dass für unseren Genuss keiner leidet.«
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