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STUDIO! Ausgabe 3/2023

Alumni Story: Jan Pöltner

Aus einer Facebook-Seite, die er an einem Nachmittag gebastelt hatte, entwickelte Jan Pöltner über ein Jahrzehnt das erfolgreiche Medienhaus 1000things. Der Absolvent der FHWien der WKW über virale Wunder und seine Expansionspläne.

Text: Klaus Putzer

»Ich war in diesem Sommer das erste Mal in meinem Leben Reiten, Paragleiten und Wakeboarden«, erzählt Jan Pöltner über die »Entdeckerei «, die jüngste Aktion für seine 2013 gegründete Website 1000things.at. Im Mai und Juni 2023 radelte er gemeinsam mit einem Freund sechs Wochen per E-Bike vom Neusiedler See zum Bodensee. Inklusive der Umwege zu verschiedensten Ausflugszielen waren das exakt 1.226 Kilometer.

Auf dem Weg sammelte das Duo unzählige Eindrücke, um auf 1000things darüber zu berichten. Denn genau darum geht es bei der Website und ihren Social-Media-Präsenzen wie  auf Instagram: Inspirationen liefern für die Freizeitgestaltung – von Ausflugstipps fürs lange Wochenende über Konzerte und Events bis zu den zehn besten Cocktailbars oder Pizzerien eines Orts.

Heute ist 1000things ein Medienhaus mit rund 30 Mitarbeitenden, das unter seinem Dach neben dem Freizeitmedium auch eine Agentur für Digitalstrategie und Content-Marketing beherbergt.

© 1000things

Virales Wunder

Dabei startete das Projekt an einem Nachmittag 2013 ohne großen Plan. Pöltner studierte an der FHWien der WKW Journalismus und Medienmanagement. »Eigentlich hätte ich in der FH sein sollen«, erzählt der heute 31-Jährige. Stattdessen bastelte er aus einer Laune heraus eine Facebook-Seite namens »1000 Things to do in Vienna«. »Später an diesem Tag bin ich dann doch noch auf die FH gefahren, und als ich am Abend in die WG zurückkam, hatte die Page über 2.500 Likes.« Einige Wochen später waren es bereits 100.000 – ein »virales Wunder«, das auf Facebook so heute nicht mehr möglich wäre, ist Pöltner überzeugt. Ein neues Medium zu gründen stand damals eigentlich gar nicht auf seiner To-do-Liste, aber: »Ich wollte die 100.000 Likes nicht einfach links liegen lassen.« Also meldete der aus Vöcklabruck stammende Wahlwiener ein Ein-Personen-Unternehmen an und bastelte die Website 1000things.at. Der Rest ist eine in Österreichs Medienlandschaft der jüngsten Zeit fast beispiellose Erfolgsgeschichte.

Natürlich half es Pöltner beim Aufbau von 1000things, dass das Studium an der FHWien der WKW einen Fokus auf digitale Kommunikation und Social Media legte. Vor allem aber ermöglichte die familiäre Atmosphäre an der FH persönliche Beziehungen zu den Vortragenden. Von ihren Tipps und Kontakten profitierte der Neo-Unternehmer enorm.

© 1000things

Modernisierungsschub

Für die Zukunft hat Jan Pöltner ehrgeizige Pläne: Er will 1000things zum größten Medienhaus für die Freizeitbranche im DACH-Raum ausbauen. Die Voraussetzungen scheinen günstig: Selbst während der Pandemie wuchs das seit 2017 als GmbH geführte Unternehmen. 2021 erwarb ein Netzwerk rund um die Wiener Agentur Obscura 12,5 Prozent der Anteile für einen »mittleren sechsstelligen Betrag«. »Wir haben damit strategische Partner gewonnen, nicht bloß Geldgeber. Als Unternehmer macht man beim ersten Mal sauviele Fehler, da hilft es, erfahrene Mentoren an der Seite zu haben«, sagt Pöltner. Das frische Kapital floss vor allem in die Modernisierung von Redaktionssystem und IT-Infrastruktur, sodass heute ein datengetriebenes Arbeiten möglich ist. 800.000 Menschen schauen jeden Monat auf die Website.

Als Arbeitgeber etablierte 1000things bereits vor der Pandemie New Work: 36-Stunden-Woche, unbegrenzter (!) Urlaubsanspruch und Homeoffice-Option kämen in der Branche gut an, sagt Pöltner. Probleme, gute Leute zu finden, gebe es nicht.

© 1000things

Leidenschaft und Loslassen

Als Medienmacher einer neuen Generation stellt sich Jan Pöltner auch selbst auf sozialen Plattformen in die Auslage, nicht nur mit Freizeittipps, sondern auch mit Posts zu Europawahlen oder zum Impfen. Es sei ihm wichtig, zu gewissen gesellschaftsrelevanten Themen Haltung zu beziehen: »Alle, die meine Inhalte verfolgen, können sich selbst ein gutes Bild machen, wofür ich stehe.« Droht bei so viel Umtriebigkeit nicht zuweilen das Burn-out? Alles unter einen Hut zu bringen, gelinge nur mit »wahnsinnig viel Leidenschaft«, meint Pöltner und ergänzt – auch mit Blick auf ein beendetes Podcastprojekt: »Sobald man die Leidenschaft für eine Sache nicht mehr spürt, ist es wichtig, sich davon zu trennen.«

3 THINGS …

… die Jan Pöltner im Herbst in Wien gern unternimmt.

Weinwandern

»Der Herbst ist für mich die Zeit fürs Weinwandern in den Stammersdorfer Kellergassen. Im August hat dort der neue Heurige ›Weingarten‹ aufgesperrt, den ich mir unbedingt anschauen möchte.«

Besuch beim Kürbisbauern

»In St. Andrä-Wördern unweit von Wien gibt’s den Kürbishof Franzlbauer und die Hagenbachklamm, da kann man mit der Family einen schönen Tag verbringen.«

Viennale

»Auf der Viennale viele Filme anschauen, das mache ich im Oktober wahnsinnig gern.«

© 1000things
Cover der 3. STUDIO! Magazin-Ausgabe