Ambra Schuster hat 2018 das Bachelor-Studium Journalismus & Medienmanagement abgeschlossen. Bereits während des Studiums war sie freie Journalistin bei den Oberösterreichischen Nachrichten und hat Praktika beim Radio und bei der Zeit im Bild absolviert. Seit Herbst 2018 ist sie Redakteurin und Reporterin bei FM4. Seit Frühjahr 2019 schreibt und podcastet sie auch für die Kleine Zeitung in Wien.
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich war immer schon neugierig, habe viel gefragt und Geschichten erzählt. In meiner Jugend noch auf der Bühne, ich wollte eigentlich Schauspiel studieren. Ein Bekannter hat mir dann von der FH erzählt, ich fand das Angebot spannend und habe mich beworben. So bin ich eher durch Zufall im Journalismus gelandet. Interessiert haben mich Medien aber schon immer.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Ich war was Praktika betrifft relativ spät dran. Erst im Sommer vor dem letzten FH-Jahr habe ich erste (bezahlte) journalistische Praxis im ORF Landesstudio OÖ und bei den OÖ Nachrichten gesammelt. Bei Letzteren bin ich dann als freie Journalistin in der Online-Redaktion und als gelegentliche Reisejournalistin für Print geblieben. Während des letzten FH-Jahres war ich außerdem beim Privatradio und in der ZiB-Auslandsredaktion.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Seit Herbst 2018 arbeite ich als Redakteurin bei FM4. Ich gestalte Beiträge, Reportagen und Kolumnen fürs Radio und schreibe für die FM4-Website. Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass sie extrem abwechslungsreich ist. Ich muss mich thematisch nicht auf Ressorts festlegen. Bei FM4 basiert vieles auf Eigeninitiative und ich kann eigentlich immer umsetzen, was mich gerade interessiert. So gestalte ich Politik-Beiträge und Sozialreportagen genauso wie Buch-Rezensionen, popkulturelle Beiträge oder Band-Interviews. Ich bin auch oft als Reporterin draußen, auf Festivals und Events unterwegs. Gekommen bin ich zu FM4 über das FM4-Assessment und ein dreimonatiges Traineeship.
Neben meiner Tätigkeit bei FM4 bin ich nach wie vor freie Journalistin bei den OÖ Nachrichten. Seit März 2019 arbeite ich auch für die Kleine Zeitung an einem neuen Digitalprojekt mit. Nebenbei studiere ich auch noch an der Universität Wien Politikwissenschaften im Master.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Die viele Praxis. Spannende Vortragende. Unendlich viele Gruppenarbeiten. Eine wunderbare Zeit mit KollegInnen, die über die Jahre nicht nur zu einem Netzwerk, sondern zu echten Freunden geworden sind. Das investigativ-journalistische Multimediaprojekt „Zum Beispiel Eichgraben“.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Von der „Schreibwerkstatt“ über das Radio-Atelier, „Schreiben für AV-Medien“ bis „Online-und Datenjournalismus“ waren vor allem alle praxisnahen Fächer nützlich. Für das Verstehen von Zusammenhängen sind Inhalte aus „Global Events & Development“ und „Politik und Medien“ super. Wie viel ich mir aus einzelnen Lehrveranstaltungen mitgenommen habe, war letztendlich immer von den Vortragenden abhängig.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Jein. Ja, weil ich immer Geschichten erzählen wollte, am liebsten im Radio und am allerliebsten bei FM4. Das mache ich heute. Nein, weil mein konkreter Berufswunsch im ersten Semester war, Auslandskorrespondentin zu werden. Seit meinem Praktikum in der ZiB-Auslandsredaktion weiß ich allerdings, wie naiv meine Vorstellung von der Arbeit als Auslandskorrespondentin war. Berufswunsch ist es nach wie vor, aber das hat noch Zeit.
Wie erlebst du die (österreichische) Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Ich erlebe sie verschlafen gegenüber Innovationen. Es gibt so viele neue Wege und Möglichkeiten, mit denen Inhalte verbreitet und Geschichten erzählt werden können. Etablierte Medienhäuser schöpfen diese aber bisher nur zu einem Bruchteil aus und hinken meist hinterher.
Wie die österreichische Medienlandschaft in 20 Jahren aussehen wird, weiß ich nicht. David Bowie hat schon 1999 in einem Interview gesagt, dass wir keine Vorstellung davon haben, wie sehr das Internet unsere Gesellschaft noch verändern wird. Jetzt gerade feiern Podcasts und Newsletter eine Renaissance. Wer weiß, vielleicht gibt es in ein paar Jahren einen Trend zu einer Art „Slow-Journalism“, weil das Tagesaktuelle ohnehin von irgendwelchen Bots erledigt wird. Alles ist möglich.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
JournalistInnen sollten heute wie auch in Zukunft genau, flexibel, neugierig, kritisch und vor allem integer sein. Ein gewisser Idealismus und Selbstanspruch sind wichtig, Durchhaltevermögen und Technikaffinität schaden nicht. Gutes Storytelling ist essentiell. Wenn relevanter Inhalt gut erzählt wird, wird er Menschen erreichen, auf welchem Kanal dann auch immer.
Abgesehen davon, glaube ich, dass Kreativität wichtiger sein wird denn je. Wer Mut zu neuen Projekten und Ideen hat und etwas entwickelt, das es so noch nicht gibt, kann sich einen Job schaffen, den es davor vielleicht noch gar nicht gegeben hat. Ohne Eigeninitiative geht’s nicht.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Schlechte Arbeitsbedingungen. Selbstausbeutung. Verhaberung. Angstmache. Von mir aus gerne auch Twitter. Ein bisschen weniger Egos und ein bisschen mehr Frauen und Minderheiten am Wort wären schön.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Das ist noch sehr offen. Im Moment fühle ich mich wohl, da wo ich bin. Wenn ich das Gefühl habe, nichts mehr dazu zu lernen, werde ich mich weiterbewegen und neue Herausforderungen suchen. Früher oder später möchte ich noch mal für längere Zeit im Ausland leben und im Idealfall auch arbeiten.