Andie Katschthaler hat ihr Studium am Institut für Journalismus & Medienmanagement 2008 abgeschlossen, Praktika in Print und TV gemacht und nutzt ihr Wissen heute im Kreativbereich.
„Im Journalismus kann ich Schreiben zum Beruf machen.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Die Motivation war bei mir damals dieselbe wie bei wahrscheinlich unzählig anderen auch: Ich habe immer schon gerne und gut geschrieben, mich aber überzeugen lassen, dass „AutorIn sein“ ein ziemlich brotloses Unterfangen sei. Ich dachte, „Im Journalismus kann ich Schreiben zum Beruf machen.“ Und für einige Jahre hat das auch sehr gut für mich funktioniert.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Ich war hauptsächlich bei Tageszeitungen („Kurier“, „Standard“, „Wiener Zeitung“), habe aber auch ein Monat im ORF „Report“ absolviert und nebenbei für das englischsprachige Expat-Magazin „Ether“ geschrieben.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Heute bin ich Geschichtenerzählerin, Filmemacherin, Texterin. Ich habe einen „day job“ – fernab der Medienbranche. So kann ich mich darauf konzentrieren, Grumpy Girl Films zum Laufen zu bringen. Mein Debutfilm Snapped ist seit Kurzem fertig und online zu sehen. Ich schreibe Kurzgeschichten, blogge, und lerne endlich, dass Kunst einen Wert hat. Derzeit bin ich mitten in der Vorproduktion für meinen nächsten Kurzfilm.
Wahrscheinlich wäre ich heute ganz woanders, wenn ich 2010 nicht Burnout bekommen hätte. Das hat mich gezwungen, meine Lebensplanung komplett zu überdenken und auch dazu geführt, dass ich mich entschieden habe, die Filmschule Wien zu machen. Ich finde, es hätte nicht besser kommen können.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Die Möglichkeit Kontakte zu Profis aus der Medienbranche zu knüpfen war unbezahlbar. Meinen ersten Job nach der FH habe ich im vorletzten Semester von einem meiner Lektoren angeboten bekommen.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Aufbau ist alles – egal in welchem Medium man Geschichten erzählt. In diesem Bereich habe ich in der FH viel gelernt, das ich auch heute noch einsetze. Zudem hat mich der Journalismus gelehrt, schnell zu schreiben und dem fiesen „Writer’s Block“ einfach keine Chance zu geben.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestrige hattest, erfüllt?
Vielleicht nicht der Berufswunsch, den ich als Erstsemestrige hatte, aber auf jeden Fall der, den ich vor dem Studium mal hatte. Aber selbst wenn ich nie wieder als Journalistin arbeiten sollte, war die FH ein wichtiger Schritt in meiner Entwicklung.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Natürlich wünsche ich mir mehr Vielfalt. Was mir im österreichischen Journalismus aber noch viel mehr fehlt, ist ein ausreichendes Angebot an wissensfundierten Analysen, speziell im politischen und wissenschaftlichen Bereich.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Österreichische JournalistInnen können sich nicht länger gegen neue Formen der Berichterstattung wehren. Während im englischsprachigen Raum die Geschwindigkeit von Twitter etc. immer stärker genutzt wird, habe ich das Gefühl, dass wir in Österreich da noch ein Stück zu langsam sind. Natürlich wird es immer besser, aber es ist noch viel zu tun.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Aufs abschreiben von anderen Medien; noch besser: aufs falsch abschreiben 😉
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
An sich ausschließlich online und am liebsten nebenberuflich: Ich könnte mir gut vorstellen, für Seiten wie „xoJane“, „Rookie“ oder „the toast“ zu schreiben. Aber wenn „Elle UK“ mal bei mir anklopfen sollte, sag ich sicher auch nicht nein.