Elisabeth Pfneisl hat 2007 im ersten Jahrgang des Instituts für Journalismus und Medienmanagement abgeschlossen und möchte diese Erfahrung trotz des experimentellen Charakters nicht missen.
„Dass mich Fernsehen einmal so faszinieren wird, hätte ich mir damals nicht vorstellen können.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich habe schon sehr früh gewusst, dass ich Journalistin werden möchte. Aber als ich 2001 zum Studieren nach Wien gezogen bin, gab es noch keine akademische JournalistInnenausbildung. Als ich 2003 in der Zeitung gelesen habe, dass eine Fachhochschule für Journalismus gegründet werden soll, habe ich mich noch am gleichen Tag beworben.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Ich habe 2004 mein erstes journalistisches Praktikum in der „Kurier“-Chronik gemacht. Daraus hat sich dann auch gleich eine ständige freie Mitarbeit neben dem Studium ergeben. Im FH-Praxissemester wollte ich dann etwas Neues ausprobieren, habe erfolgreich das ORF-Assessment-Center absolviert und daraufhin ein Vier-Monats-Praktikum beim „REPORT“ angeboten bekommen. Seit diesem Praktikum hat mich das Medium Fernsehen nicht mehr losgelassen.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Seit meinem „REPORT“-Praktikum habe ich für viele verschiedene ORF-Sendungen gearbeitet und zuletzt hauptsächlich Reportagen („Ein Fall für Resetarits“) produziert. Da waren viele spannende Geschichten dabei. Die sogenannte „Arsenwitwe“, die zwei Männer ermordet haben soll, war zum Beispiel ein Fall, den ich mit meinem Team aufgedeckt habe und der dann von allen Medien aufgegriffen wurde. Ich habe aber auch immer wieder Sendungen für die ORF-Wissenschaft produziert. Und das hat Ende 2012 zu einem spannenden Jobangebot geführt, das ich angenommen habe. Seit Anfang 2013 arbeite ich nun für die Cosmos Factory Filmproduktion und bin als Chefin vom Dienst am Aufbau einer neuen Wissenssendung beteiligt.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Mir ist vorwiegend der Kontakt zu vielen spannenden Menschen in Erinnerung geblieben. Einerseits aus der Medienbranche, andererseits zu Mitstudierenden, von denen ich mit vielen noch in Kontakt bin. Unser Jahrgang war eben speziell, da wir gleichzeitig Pioniere, aber auch Versuchskaninchen waren, damals war ja noch alles neu.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Ich habe schon oft von den Medienrecht-Vorlesungen profitiert. Zum Beispiel, wenn ich mit einem Kamerateam in eine heikle Situation geraten bin in der sich die Frage stellt, ob man denn nun gewisse Menschen oder Orte filmen darf oder nicht. Es ist gut, solche Dinge zu wissen, denn am Drehort ist selten Zeit für ausführliche Googlerecherchen. Abgesehen davon habe ich immer davon profitiert, dass ich die Grundlagen des Handwerks nicht „on the job“ lernen musste.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Ja und nein. Ich wollte immer Journalistin werden, allerdings bin ich immer davon ausgegangen, dass ich einmal Printjournalistin sein werde. Dass mich Fernsehen einmal so faszinieren wird, hätte ich mir damals nicht vorstellen können. Aber die Arbeit auf mehreren Ebenen – mit bewegten Bildern, Sprache, geschriebenem Text, Musik, Geräuschen, Schnitt – und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen, haben mich nicht mehr losgelassen.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Ich erlebe die österreichischen Medienlandschaft als eine Branche, die sich in einem radikalen Umbruch befindet und versucht, mit all den neuen Entwicklungen (Social Media, Blogs, etc.) mitzuhalten und dabei immer etwas hinterherhinkt. In zwanzig Jahren werden klassische Medien, wie wir sie heute kennen, keine so große Rolle mehr spielen, sondern in einem crossmedialen Erscheinungsbild auftreten und versuchen, sich von Twitter oder ähnlichen Kanälen der Zukunft nicht den Rang ablaufen zu lassen.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Da die Zeiten was Arbeitsverhältnisse und Bezahlung gerade junger JournalistInnen angeht nicht rosig sind, halte ich Selbstorganisation für die wichtigste Fähigkeit, die man als JournalistIn haben sollte. Da unsere Generation viel länger freiberuflich und/oder selbstständig arbeitet bevor sie überhaupt in die Nähe einer Anstellung kommt und sehr viel häufiger den Job wechselt als die Eltern, lohnt es sich herauszufinden, wie man mit zwei, drei oder mehr ArbeitgeberInnen jongliert, wie man von so einer Arbeitssituation persönlich profitieren und außerdem noch gut verdienen kann. Und dafür ist aus meiner Sicht Selbstorganisation das Stichwort.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Auf Robo-Journalism. Das ist eine Software die in der Lage ist, Meldungen zu verfassen und zwar so, dass man nicht erkennt, dass der Text nicht von einem Menschen geschrieben wurde.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Ich bin keine Freundin vom klassischen Fünfjahresplan, sondern reagiere lieber im Hier und Jetzt auf spannende Entwicklungen und neue Chancen. Bisher bin ich damit gut gefahren, also lasse ich mich auch weiterhin überraschen.