Georg Eckelsberger hat 2009 am Institut für Journalismus & Medienmanagement abgeschlossen und zählt zu den GründerInnen von „Dossier“, einer Website für investigativen- und Datenjournalismus.
„Es soll Journalismus sein und es soll spannend bleiben.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich wollte Journalist werden. Wegen der LektorInnen und KollegInnen an der FHWien der WKW habe ich es dort versucht – auch weil das damals der einzige mir bekannte Journalismus-Studiengang in Österreich war.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Ich habe während des Studiums als Praktikant in der Public-Value-Abteilung des ORF gearbeitet. Mein persönlich wichtigstes Praktikum beim österreichischen Monatsmagazin DATUM habe ich aber erst nach Abschluss des Studiums begonnen. Nach dem Praktikum bin ich als freier Mitarbeiter bei DATUM geblieben.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich arbeite seit einem Jahr an der journalistischen Plattform Dossier. Davor habe ich als freier Journalist Erfahrungen gesammelt und dabei auch jene KollegInnen kennengelernt, mit denen ich „Dossier“ gegründet habe.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Mich haben vor allem jene LektorInnen beeindruckt, die nicht nur Einblick in die Branche geben wollten, sondern versucht haben, gemeinsam mit den Studierenden neue Zugänge zum Journalismus zu finden. Einige ehemalige StudienkollegInnen sind mir bis heute als gute FreundInnen geblieben.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Bei schwierigen ethischen Entscheidungen, die man als Journalist immer wieder treffen muss, denke ich oft an die mitunter anstrengenden, aber notwendigen Diskussionen im Studium. Auch wenn die Dinge in der Praxis verworrener sind als im Hörsaal, finde ich es wichtig, sich die Grundlagen immer wieder bewusst zu machen.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Ich hatte im ersten Semester noch keine Vorstellung davon, wie mein Beruf einmal aussehen würde, auch keinen speziellen Wunsch.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Die Arbeitsbedingungen im Journalismus haben sich in den vergangenen Jahren angeblich deutlich verschlechtert. Journalismus bedeutet heute jedenfalls oft schlechte Bezahlung für unverhältnismäßig viel Arbeit. Wie viele junge KollegInnen kenne ich die goldenen Zeiten aber ohnehin nur aus Erzählungen. Ich glaube, dass es heute nicht nur für junge JournalistInnen wichtig ist, sich der kollektiven Depression der Branche möglichst schnell zu entziehen und zu versuchen unter den heutigen Bedingungen neue Wege zu finden. Wie die Medienlandschaft in 20 Jahren aussehen wird, könnte davon abhängen.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Vermutlich gab es noch nie so viele gut ausgebildete und vielseitige junge JournalistInnen in Österreich wie heute. Nicht nur wegen der umfangreichen Ausbildungsmöglichkeiten, sondern vor allem weil sie bereits mit den heutigen Kommunikationsmitteln und Darstellungsformen aufgewachsen sind und gewohnt sind, ständig umzulernen. Deshalb braucht es vor allem Selbstbewusstsein und Kreativität.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Scheinanstellungen und andere unterbezahlte Beschäftigungsformen bei etablierten Medien, die auf diese Art nicht mehr funktionierende Geschäftsmodelle am Leben erhalten, anstatt Innovation zu fördern.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Im Moment versuchen wir mit „Dossier“ ein neues, tragfähiges Journalismusmodell in Österreich aufzubauen. Dabei geht es darum neue journalistische Darstellungsformen, aber auch neue Geschäftsmodelle auszuprobieren und die vielversprechendsten Zugänge weiterzuverfolgen. Persönlich langfristig zu planen ist dadurch schwierig: Es soll Journalismus sein und es soll spannend bleiben.