Lea Hajner hat von 2004 bis 2008 an der FHWien der WKW Journalismus studiert. Und auch wenn ihr ursprünglicher Berufswunsch, Auslandskorrespondentin, nicht in Erfüllung gegangen ist, hat sie es doch geschafft das Weltenbummeln mit ihrem Job zu verbinden.
„Spezialisiert euch, findet heraus was euch begeistert“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Dank einem Feedback meiner damaligen Deutschlehrerin auf einen Schularbeitstext „Du solltest Schriftstellerin werden.“ Ich hab immer schon gern viel geschrieben, da war Journalismus naheliegend.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Neben dem von der FH organisiertem Atelier beim Kurier, hab ich unter anderem ein Praktikum bei der Presse gemacht. Es hat mich früh in Richtung online gezogen, während der FH hab ich viel für eine IT Firma und im Office einer Promotion-Agentur gearbeitet. Mein prägendstes Praktikum war das Pflichtpraktikum im 5. Semester das ich bei i5invest absolviert habe. i5invest hat damals Start-Ups wie 123people in die Welt gerufen und ich durfte von Anfang an ein wenig mitmischen.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Heute bin ich bei tripwolf.com, einem Online und Mobile Travel Guide, für PR & Social Media zuständig. tripwolf ist ebenfalls ein österreichisches Start-Up aus dem i5invest Umfeld, so ist mein heutiger Job über einige Umwege (unter anderem eine Weltreise) auch zustande gekommen. Seither berate ich auch Tourismusorganisationen (u.a. Wien Tourismus) zum Umgang mit Reisebloggern.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Viele Gruppenarbeiten, LektorInnen, die direkt aus dem Büro auf die FH kommen und unerwartet viele Lehrveranstaltungen zum Thema Recht. Die sehr genaue Videoanalyse, Herr Besenböck, eine Liste der verbotenen Wörter von Armin Thurnher oder die Einblicke in die Work-Life-Balance von Frau Schuh-Haunold sind mir natürlich auch noch gut in Erinnerung geblieben.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestrige hattest, erfüllt?
Jein. Ich war eine der geschätzten 80%, die gerne AuslandskorrespondentIn werden wollten. Mit 4-5 Presse/Bloggerreisen im Jahr und einem beruflichen Alltag, der sich immer um Reisen dreht, darf ich mich hier aber wohl nicht beklagen.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Im Onlinebereich war und ist Österreich leider immer noch hinten nach. Große Verlage reagieren sehr langsam, Print/Online Synergien werden spät erkannt und noch zu wenig genutzt. Kaum ein Medium springt sofort auf neue Trends, alles durchwandert die österreichischen „schau ma mal, dann seh ma schon“ Stufen, bevor etwas umgesetzt wird.
In der Zukunft wird Österreich hier dennoch aufschließen. Gerade in Wien tut sich viel im Start-Up Bereich und seit kurzem darf sich Wien auch die smarteste Stadt auf diesem Planeten nennen, davon werden wohl in Zukunft sowohl User als auch die Medien profitieren.
Welche Fähigkeiten müssen JournalistInnen in Zukunft haben?
Hohe technische Affinität. Das Smartphone wird zu Diktiergerät, Kamera und Notizblock in einem. Wer weiß wie man neue Kanäle (Twitter, Facebook, usw.) nutzt und für sich ausspielen kann, ist eine Nasenlänge voraus.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Ich glaube viel mehr, dass es Sachen gibt auf die JournalistInnen in Zukunft gezwungenermaßen verzichten müssen, ob sie nun wollen oder nicht. Auf mehrköpfige Kamerateams oder eigene Fotografen zum Beispiel.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Seit kurzem schreibe ich wieder mehr. Ich habe letzten Monat einen Artikel auf National Geographic veröffentlicht und im Juni erscheint eine Kurzgeschichte von mir in dem Buch: „In High Heels um die Welt – 20 Weltenbummlerinnen erzählen von ihren aufregendsten, schönsten und skurrilsten Abenteuern“.
Was möchtest du in Zukunft beruflich machen?
Mein Traumjob ist und bleibt wohl das Reisen und Schreiben. Nur, dass ich nun unter Schreiben nicht mehr nur Schreiben verstehe, sondern eine multimediale Live-Berichterstattung. Generell ist es mir wichtig immer für ein Produkt, bzw. ein Unternehmen zu arbeiten, hinter dem ich stehen kann und das mich selbst überzeugt.
Welche Tipps würdest du Journalismus-Studierenden heute geben?
Spezialisiert euch, findet heraus was euch begeistert und eignet euch in diesem Bereich Wissen an, das sonst kaum wer hat. Online kann jeder publizieren und so bekommt man auch schnell erstes Feedback.