Leila Al-Serori hat 2013 das Master-Studium „Journalismus & Neue Medien“ absolviert. Über ein Praktikum in der Außenpolitik beim Kurier ist sie in die Online-Redaktion gekommen. Seit Mai 2015 ist sie dort Digitale Ressortverantwortliche Politik.
JournalistInnen brauchen künftig „ein bisschen mehr Wille zur Veränderung und Experimenten“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich wollte Journalistin werden, aber nicht Publizistik studieren. Also habe ich zuerst ein Romanistik-Studium abgeschlossen und mich dann für den Master Journalismus beworben. Ich habe gedacht, die praxisnahe Ausbildung ist eine gute Vorbereitung für den Beruf, was sich als richtig herausgestellt hat.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Während des Masters, der ja berufsbegleitend war, habe ich zuerst als freie Journalistin gearbeitet, dann in der ZiB das Atelier gemacht. Aus einem Praktikum in der Kurier-Außenpolitik ist schließlich mein heutiger Job geworden: Ich wurde für die Online-Redaktion übernommen.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Seit Mai bin ich Digitale Ressortverantwortliche Politik beim Kurier, das heißt ich bin neben Ressortleiter Josef Votzi für den Online-Auftritt des Ressorts und dessen Weiterentwicklung verantwortlich. Davor war ich Praktikantin, dann Online-Redakteurin im Newsroom und schließlich – im Zuge der Zusammenlegung von Print und Online – zwei Jahre Politik-Redakteurin für beide Kanäle. Seit vergangenem Jahr habe ich außerdem eine eigene Kolumne im Chronik-Teil der Zeitung, für die ich jeden Freitag durch Wien spaziere. Der Weg zu meiner jetzigen Position war aber kein hürdenloser, da man als Onlinerin immer noch skeptisch beäugt wird. Ohne Selbstbewusstsein und einer hohen Frustrationstoleranz geht nichts.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Die tollen LektorInnen, die wunderbaren KollegInnen. Mit vielen bin ich bis heute in Kontakt. Außerdem der Reportagen-Kurs von Mark Lee Hunter und die Reise zum Medienstandort Hamburg.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Die Schreibwerkstatt mit Hubert Huber und Sibylle Hamann war das Gerüst. Die Lehrveranstaltungen der US-Lektoren zu Medieninnovation waren zudem besonders inspirierend. Da ich gerade viele neue digitale Formate entwickle und mit Erzählformen experimentiere, kann ich diese gut gebrauchen. Aber auch die generelle Einstellung, die uns von Anfang an mitgegeben wurde: Kritisch sein, Strukturen und die eigene Arbeit stets hinterfragen, nicht alles schreiben, nur weil es andere schreiben, Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten. Ich merke aber oft, dass dies in vielen Redaktionen nicht gelebt wird.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Ich wollte Politik-Journalistin werden, am liebsten beim Spiegel. Ersteres hat geklappt, an zweiterem muss ich wohl noch ein paar Jahrzehnte arbeiten…
Wie erlebst du die (österreichische) Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Die österreichische Medienlandschaft ist noch sehr print-orientiert. Damit hinkt sie wohl der internationalen Entwicklung um ein paar Jahre hinterher. Das muss sich ändern, sonst sind die Unternehmen hier bald nicht mehr wettbewerbsfähig. Außerdem ist die Branche sehr klein, der Wille zur Veränderung nicht sehr groß. Aber ich habe das Gefühl, dass auch aus der Not heraus, gerade ein kleiner Umbruch im Gang ist.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Die gleichen wie heute. Mit ein bisschen mehr Wille zur Veränderung und Experimenten.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Ihr Ego.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Momentan läuft es sehr gut. Aber die Branche verändert sich gerade rasend schnell, wer weiß schon, wie die Arbeit in fünf Jahren aussehen wird. Einmal raus aus Österreich wäre aber vor allem im Medienbereich eine gute Horizonterweiterung.