Lisa Kogelnik hat das Bachelor-Studium Journalismus & Medienmanagement 2010 abgeschlossen und während des Studiums Praktika bei „profil“, APA und „derStandard.at“ absolviert, wo sie heute als Innenpolitik-Redakteurin tätig ist.
„Ich bin in einer Zeit Journalistin geworden, in der alles im Umbruch ist.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich wusste schon relativ früh, dass ich Journalistin werden will. Meine Leidenschaft fürs Schreiben habe ich schon als Kind entdeckt. Es hat mir schon immer Spaß gemacht, Geschichten zu erzählen. Das und meine Neugier haben mich zum Berufswunsch Journalistin gebracht. Ein Studium an einer Fachhochschule schien mir passend, da der Fokus auf der praktischen Ausbildung liegt und der Standort Wien war für mich klar, da hier die meisten Medien ihren Sitz haben.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Das erste Praktikum habe ich bei „profil“ in der Innenpolitikredaktion gemacht, später war ich bei der APA im Außenpolitik-Ressort tätig. Das letzte Praktikum in der Innenpolitik bei „derStandard.at“ hat mich auch gleich zu meinem aktuellen Job gebracht.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich arbeite für derStandard.at und seit der Fusion der Print- und der Onlineredaktion auch für den STANDARD. Ich bin wie gesagt durch ein Praktikum dazu gekommen. Ich hatte das Glück, dass „derStandard.at“ ein paar Wochen nach meinem Praktikum eine Karenzvertretung für die Innenpolitik gesucht hat. Auch nach der Karenzvertretung konnte ich bleiben.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Anneliese Rohrer, die mir einen Kommentar für das Online-Magazin „punkt“ so oft zurückgeschickt hat, bis sie zufrieden war. Armin Thurnher, der auf einer Overheadfolie mit Rotstift alle Füllwörter aus meinem Texten gestrichen hat. Und Andy Kaltenbrunner, der mir die Konzentration des Mediensystems in Österreich vor Augen führte.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Viel geholfen hat es, die Branche durch einige LektorInnen schon kennen gelernt zu haben. Ich habe die Basics des Journalismus gelernt und konnte sie auch gleich anwenden. Das Wissen aus der Vorlesung von Rohrer zum politischen System in Österreich hilft heute noch bei einigen Fragen zum parlamentarischen System. Auch die Vorlesung zum Medienrecht war sehr hilfreich.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestrige hattest, erfüllt?
Ich konnte mir damals nicht vorstellen, Onlinejournalistin zu werden. Jetzt bin ich sehr froh darüber, da dieses Medium sehr viele verschiedene Möglichkeiten des Geschichtenerzählens zulässt. Von Video- über Datenjournalismus über lange, magazinige Artikel bis zum schnellen Liveticker ist alles möglich. Das macht unglaublich viel Spaß.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Die österreichische Medienlandschaft ist wahnsinnig klein. Man trifft immer dieselben KollegInnen, jeder kennt jeden. Die Innovationsfreudigkeit scheint mir außerdem nicht besonders groß, das kann aber natürlich auch daran liegen, dass die Budgetsituation aller Medien derzeit nicht gerade die beste ist.
Wie viele andere habe ich keine Ahnung, wie die Medienlandschaft in zwanzig Jahren aussehen wird. Aber ich hoffe, dass sie vielfältiger wird und öfter neue Dinge ausprobiert werden.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Das lässt sich wohl nicht pauschalisieren, da jeder Mensch anders ist und auch jedes Medium. Prinzipiell würde ich aber sagen, dass Flexibilität wichtig sein wird. Damit meine ich nicht, dass wir alle immer und jederzeit arbeiten sollen. Man darf sich nicht ausbeuten lassen und auch nicht sich selbst ausbeuten. Ich meine vielmehr, dass die technischen Mittel, mit denen Geschichten erzählt werden, künftig sehr vielfältig sein werden. Jemand der sagt: „Nein, ich will nur schreiben und HTML will ich gar nicht lernen“, wird vielleicht weniger weit kommen.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Auf Abgehobenheit. Im Zeitalter des Internets haben JournalistInnen nicht mehr die Wahrheit gepachtet, sie werden laufend infrage gestellt. Davor sollte man sich nicht fürchten, sondern die Diskussion suchen!
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Ich bin in einer Zeit Journalistin geworden, in der alles im Umbruch ist. Ich hoffe, viele Innovationen miterleben und mitgestalten zu dürfen.