Michael Ziegelwagner wollte eigentlich Schriftsteller werden. Nach Ende seines Journalismus-Studiums (2003-2008) ist er nach Deutschland gegangen, um sich der Satire zu widmen — und möchte zurückkehren, um an der FHWien der WKW Satire zu unterrichten.
„Findet heraus, was ihr nicht wollt, und tut das, was übrigbleibt“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Mein Zivildienst war Anfang 2003 gerade zu Ende, als im „profil“ ein neuer Studiengang für Journalismus angekündigt wurde. Meinem Ziel, irgendwann literarisch zu schreiben, kam damals ‘Journalismus’ am nächsten.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Online-Redaktion der „Presse“, Chronikredaktion des „Kurier“, Öffentlichkeitsarbeit bei Siemens. Am schönsten war’s beim Fernsehsender Okto, wo ich mit meinem Studienkollegen Michael Fiedler (jetzt FM4 und Ö1) ein halbstündiges satirisches Nachrichtenmagazin schreiben und entwickeln durfte.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Seit drei Jahren bin ich Redakteur des Satiremagazins „Titanic“, seit 2011 Buchautor („Café Anschluß. Als Österreicher unter Deutschen“). Ich habe kurz vor meiner Diplomprüfung 2008 auf gut Glück einen Text an „Titanic“ geschickt, durfte danach von Wien aus für die „Titanic“-Homepage schreiben und im Sommer 2008 ein Praktikum in der Frankfurter Redaktion absolvieren. Anfang 2009 bin ich übersiedelt und seither einer von acht RedakteurInnen; übrigens der erste mit österreichischem Migrationshintergrund.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Der sehr experimentelle Charakter 2003, als der Studiengang erst allmählich begann, Form anzunehmen. Die auf junge Menschen beeindruckend wirkende Prominenz der GastlektorInnen. Unterhaltsame Lehrveranstaltungen mit Anneliese Rohrer, Hans Besenböck, Matthias Karmasin, Alfred Noll, Thomas Bauer und anderen. Bekanntschaften und Freundschaften mit StudienkollegInnen, die bis heute halten. Umtrünke und mindestens zwei FH-Feste pro Semester.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Vieles in „Titanic“ ist Mediensatire, d. h. satirische Darstellung der medial vermittelten Realität. Die FH hat mein Interesse an diesen Medienrealitäten vertieft, teilweise auch die Skepsis, etwa in den sprachkritischen Lehrveranstaltungen von Armin Thurnher. Beides kann ich heute gut gebrauchen, wenn der Boulevardstil der „Bild“-Zeitung, der gefühlige Atmosphärendampf des „Spiegel“ oder kolumnistisches Meinungsgedröhn parodiert werden soll.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Der Berufswunsch Schriftsteller war stark, der Berufswunsch Satiriker latent. Beide Wünsche haben sich vorerst erfüllt.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft?
Aus der Ferne.
Was möchtest du in Zukunft beruflich machen?
Lektor für Satire an der FHWien.
Welche Tipps würdest du Journalismus-Studierenden heute geben?
Findet heraus, was ihr nicht wollt, und tut das, was übrigbleibt.