Nicola Löwenstein hat ihr Journalismus-Studium an der FHWien der WKW 2008 abgeschlossen und daraufhin ein Jahr lang Regionalnachrichten in Salzburg gemacht. Seit dem Start von Servus TV ist sie als Moderatorin im Einsatz, zum Beispiel in der „Servus Wochenschau“ oder bei „Na Servus – Das Wetter auf Servus TV“. Hinter der Kamera ist sie als Redakteurin tätig. Begonnen hat Nicola Löwenstein allerdings im Print-Bereich.
„Seid neugierig, lästig und überraschend“
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Beim Falter (die beste Schule), profil (zu dem Zeitpunkt, als Natascha Kampusch aufgetaucht ist), Xpress (erste Ressortverantwortung), Seitenblicke Magazin (erste Coverstory) und ORF (erstes Mal vor der Kamera bei der Jugendsendung „wie bitte?“ – mittlerweile längst abgesetzt; eine Erfahrung, die man beim Fernsehen häufig machen muss…). Aus heutiger Sicht hat jede Station Sinn gemacht.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich erzähle Geschichten – vor und hinter der Kamera. Das heißt ich recherchiere, diskutiere mit Vorgesetzten, schreibe Exposés, sichte, briefe Kameraleute, Tonassis und CutterInnen, bringe komplizierte Erklärungen auf den Punkt, bohre nach, texte, betreue PraktikantInnen, lass mir Farben ins Gesicht pinseln und verkaufe am Ende das, was sich viele Menschen in vielen Stunden Arbeit ausgedacht haben.
Wie ich hierhin gekommen bin? Durch Neugier, Frechheit und Arbeit.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Am Tage studieren, in der Nacht schreiben. Wie fast alle KollegInnen habe ich neben der FH gearbeitet, konkret: freiberuflich für Zeitschriften geschrieben. In Erinnerung bleiben Wochenenden und Ferien, in denen immer etwas zu tun war – für Prüfungen lernen, sich über Bibliotheksöffnungszeiten ärgern, Seminararbeiten schreiben, Analysen ausarbeiten. Wenig Schlaf, viel Spaß.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
„Wie komme ich über die Sekretärin drüber“ bei Lektor Fritz Dittlbacher. Ist anders gemeint als es klingt 🙂 Mein späterer Diplomarbeitsbetreuer und heutiger ORF-Chefredakteur hat uns gezeigt, wie wir die „wichtigen“ Menschen direkt ans Telefon bekommen ohne aufdringlich zu sein oder uns abwimmeln zu lassen. Auf meinen Alltag umgelegt: wie muss ich kommunizieren, um das zu bekommen, was ich möchte. Bei Redaktionssitzungen und Dreharbeiten immer brauchbar, genauso wie die „Liste der verbotenen Wörter“ von Armin Thurnher. Ohne „eigentlich, sowieso, bekanntlich“ wird jede Moderation besser.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestrige hattest, erfüllt?
Zu Studienbeginn hätte ich nie gedacht, dass es einmal einen österreichischen Privat-TV-Sender geben wird, der mindestens so viel Public Value produziert wie Öffentlich-Rechtliche. Und dass die allerersten Worte on Air („Das war Salzburg TV, jetzt kommt Servus TV“) von mir stammen. Ich wollte in einem kleinen lässigen Team außergewöhnliche Geschichten erzählen und dabei mit Bildern, Texten, Stilen und Herangehensweisen spielen. Wunsch erfüllt, aber es sind neue dazugekommen.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Multimedialität. Selbst Kamera, Tonangel, Schnitt, Onlinetext und Pressefotos in die Hand nehmen. Und dabei trotzdem nicht oberflächlich und ungenau werden.
Welche Tipps würdest du Journalismus-Studierenden heute geben?
Lasst nicht locker. Seid neugierig, lästig und überraschend. Hinterfragt euch, eure KollegInnen und ChefInnen. Gebt euch nicht mit schön klingenden Antworten zufrieden. Sucht ein Umfeld, in dem ihr experimentieren dürft. Steigt den Mächtigen auf die Zehen. Meidet Menschen, die auf eure Ideen immer nur „Ja, aber…“ antworten. Lasst euch von niedrigen Honoraren und ewigen Karenzvertretungsverträgen nicht unterkriegen. Vernetzt euch. Sammelt Inspiration im Ausland. Und habt Spaß!