Stefan Huber hat sein Studium an der FHWien 2009 abgeschlossen und nach einem bunten Praktikumsmix seine eigene Firma für Medien- und Eventdienstleistungen gegründet.
„Berufswünsche leben in der Regel davon, dass sie sich nicht erfüllen.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Der Spleen, immer etwas mehr wissen zu wollen als man gerade unbedingt benötigt, gepaart mit einem gewissen Sendungsbewusstsein und dem mangelnden Interesse an vielem, was mir meine Schulzeit geboten hat, sind sicherlich die Hauptgründe für meine Studienwahl gewesen. Darüber hinaus genossen Printprodukte aller Art bei uns zu Hause immer einen hohen Stellenwert, was mir den ersten Zugang zur Materie wesentlich erleichterte.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Meine Praktikumserfahrungen bestanden aus einem bunten Mix, der neben dem Sportressort der Tageszeitung „Die Presse“ unter anderem auch einen mehrmonatigen Aufenthalt bei der „Südweststeirer WOCHE“ in Leibnitz bzw. in der Abteilung „Communication Austria“ bei der Bank Austria beinhaltet hat.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich habe im Sommer 2011 zusammen mit meinem Vater eine Firma (www.medien-event.at) gegründet, die sich neben der Erbringung von Mediendienstleistungen vor allem mit der Organisation und dem Verkauf von Eintrittskarten für begehrte Veranstaltungen im Sport-/Kultur- und Konzertbereich spezialisiert.
Die Gründe, dem klassischen Medienbereich den Rücken zu kehren, sind vielseitig: Einerseits genieße ich die Selbständigkeit in einem Bereich, der weder konzentriert noch verflochten ist. Weiters habe ich durch zunehmende professionelle Beschäftigung mit dem Thema Journalismus ein wenig die Freude und den Enthusiasmus an der Berufung verloren, was sicherlich nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die jugendliche Vorstellung des Geschichtenerzählers und Welterklärers mit dem Alltag eines journalistisch tätigen Menschen nur bedingt zu tun hat.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
In erster Linie das Kennenlernen von interessanten und intelligenten Menschen, von denen einige auch über die FH hinaus zu WegbegleiterInnen und FreundInnen geworden sind. Darüber hinaus in Erinnerung geblieben sind mir auch viele spannende und intensive Lehrveranstaltungen mit arrivierten Persönlichkeiten und nicht zuletzt eine spannende Exkursion an den Medienstandort Hamburg.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Berufswünsche leben in der Regel davon, dass sie sich nicht erfüllen – dem war auch bei mir so.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Die Situation der heimischen Medienlandschaft ist – trotz vielfachen Beteuerns – wahrscheinlich weder besser noch schlechter als jene in anderen vergleichbaren Ländern. Der Boulevardjournalismus – auch wenn viele QualitätsjournalistInnen/-leserInnen dabei nur die Nase rümpfen – ist teilweise gut gemacht und auch im sogenannten Qualitätsbereich haben sich in den letzten Jahren neue gute Produkte (zb „DATUM“) entwickelt.
Da Voraussagen auch im Medienbereich immer dann besonders schwierig zu treffen sind, wenn diese die Zukunft betreffen, erlaube ich mir hier kein Pauschalurteil. Generell wäre es in meinen Augen wünschenswert, wenn Menschen sich – so wie im Printbereich üblich – auch im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bewusst für die Konsumation und die damit einhergehende Bezahlung eines Produktes entscheiden könnten. Unter diesen Rahmenbedingungen könnte man den ORF in seiner Rolle als Leitmedium des Landes vielleicht dann auch wieder ein Stückchen ernster nehmen…
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft mitbringen?
Die Fähigkeit, kritisch zu denken, Dinge zu hinterfragen, wesentliches von unwesentlichem zu unterscheiden und sich – nolens volens – in einer immer schrilleren und unübersichtlichen Informationswelt das Gespür für ein interessantes Thema zu bewahren. Darüber hinaus gilt es, bei der Recherche die notwendige Sorgfältigkeit an den Tag zu legen bzw. auch in Zeiten, wo Informationen oft nur einen Klick entfernt sind, sich die Mühe zu machen, etwas genauer nachzuforschen.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Grundsätzlich wären JournalistInnen gut beraten, etwas vielseitiger in der Einschätzung von Sachverhalten zu werden, da es, wie im Leben auch, immer mehr als nur eine Wahrheit gibt. Es wäre darüber hinaus ebenfalls wohltuend, wenn manche JournalistInnen ein wenig mehr Demut im Umgang mit ihrem Gegenüber an den Tag legen würden. JournalistInnen sind, so wichtig der Beruf per se auch ist, in erster Linie DienstleisterInnen an den RezipientInnen und sollten sich deshalb nicht zu wichtig nehmen in Ihrer Rolle als VertreterInnen der vierten Gewalt.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Medienbereich?
Ich konzentriere mich momentan in erster Linie auf den Ausbau und die Weiterentwicklung meiner Firma. Ob und in wie fern ich dabei abseits der erbrachten Mediendienstleistungen noch im Medienbereich aktiv sein werde, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.