Susanne Polansky hat ihr Studium 2010 abgeschlossen, Praktika in den Bereichen Print, Radio, Fernsehen und Online absolviert und ist heute für den Bereich Digitale Medien im Presseteam des ÖFB verantwortlich.
„Um Fuß zu fassen, müssen junge JournalistInnen eine Leidenschaft für neue Medien mitbringen…“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Bereits in der Schule hatte ich eine große Passion für das geschriebene und gesprochene Wort, habe mich in Literatur vertieft und für Themen von Wirtschaft bis Sport interessiert. Schnell war klar, dass ich Journalistin werden wollte – das aber nur mit Ausbildung. Die FH war daher perfekt, weil man nicht nur eine Nummer in einem großen Lehrsaal ist, sondern praxisnah arbeitet und in persönlichem Kontakt mit LektorInnen steht. Auch die breite Fächerung an Themen hat mich überzeugt: Wir haben das Handwerk des Schreibens genauso wie die Gestaltung von Beiträgen erlernt, aber auch rechtliche sowie wirtschaftliche Grundlagen kamen nicht zu kurz.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Mir war wichtig, alle Arten von Journalismus kennenzulernen. Darum war ich beim „Kurier“, der „Kleinen Zeitung“ in Graz, bei „Radio Arabella“, in der ORF-Sportredaktion und bei „laola1.at“ tätig.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich arbeite beim „Österreichischen Fußball-Bund“ im Presseteam und bin verantwortlich für alle Aktivitäten im Bereich Digitale Medien. Ich war Leistungssportlerin (Schwimmen) und wusste, dass meine berufliche Zukunft auf jeden Fall etwas mit Sport zu tun haben muss. Auch meine Praktika habe ich zumeist in Sportredaktionen absolviert. Nach dem Studium kam es aber vorerst ganz anders: Ich wurde Teil der Konzernkommunikation von „Casinos Austria“ und den „Österreichischen Lotterien“. Eine sehr spannende Zeit, in der ich Einblick in ein sehr breites, ganz neues Themengebiet gewinnen konnte. Nach rund drei Jahren des Lernens und mit neuen Erfahrungen im Gepäck, hat es mich aber wieder in den Sport gezogen. Darüber bin ich sehr glücklich!
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Die großartigen Vorlesungen von Matthias Karmasin, Fritz Dittlbacher oder Anneliese Rohrer, die praktischen Erfahrungen, die Fettnäpfchen, in die uns die LektorInnen bewusst geschickt haben, das selbstständige Arbeiten, das Zittern vor Abgaben und Prüfungen, aber auch der persönliche Kontakt zu den Lehrenden.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Die Lehrinhalte sind alle für sich eine stabile, stimmige Basis, mit der wir in die „freie Wildbahn“ entlassen wurden. Jetzt zählt „learning by doing“ mit selbstbewusstem Engagement und Einsatz, aber ohne „Girly-Faktor“ (wie es Anneliese Rohrer gerne nannte)… 😉
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestrige hattest, erfüllt?
Nein, gar nicht. Ich wollte zwar journalistisch im Sportbereich arbeiten, hätte aber zu Beginn des Studiums nie gedacht, dass sich durch die Welt der Digitalen Medien eigene Berufsfelder ergeben.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Das Nutzungsverhalten der RezipientInnen hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Schlagzeilen werden über Online-Medien und Social-Media-Kanäle in rasender Geschwindigkeit über Tablets und Co verbreitet. Dem mussten sich österreichische Medien aller Art anpassen – und tun es immer noch. Um Fuß zu fassen, müssen junge JournalistInnen eine Leidenschaft für neue Medien mitbringen, wissen, wie man schreibt, Beiträge schneidet und sie auf allen Kanälen platzieren. Das Tempo, in denen sich Infos verbreiten, wird noch schneller. Der klassische Printjournalist, der einen Artikel am Tag verfasst und sich nur mit seinem Printprodukt beschäftigt, ist eine aussterbende Gattung. Trotzdem muss es auch in Zukunft immer noch die Möglichkeit geben, investigativen Journalismus zu betreiben – auf welcher Plattform auch immer der dann bei den RezipientInnen landet. Denn es kann nicht sein, dass der Journalist oder die Journalistin der Zukunft als „eierlegende Wollmilchsau“ ausgebeutet wird und die Qualität darunter leidet.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Verhaberung und „Freunderlwirtschaft“ in allen Bereichen; ungenau geregelte Dienstverhältnisse junger JournalistInnen; eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten;
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Derzeit fühle ich mich auf der „anderen Seite“ sehr wohl. Ich arbeite gerne mit den JournalistInnen zusammen, finde es aber großartig, jetzt für den ÖFB zu sprechen, nicht über den ÖFB.