Wolfgang Zwander hat 2011 sein Journalismus-Studium an der FHWien der WKW abgeschlossen und hat auf klassischem Weg in seinen heutigen Beruf gefunden: Praktikum, freie Mitarbeit, Karenzvertretung, Fixanstellung.
„Die Wege entstehen im Gehen.“
Warum hast du dich damals für das Studium beworben?
Ich wollte neben meinem sehr interessanten, aber doch etwas theoretischen Studium der Politikwissenschaft noch eine Ausbildung mit konkretem Bezug zur Praxis machen. Und einen Berufsweg im Journalismus habe ich mir sehr reizvoll und auch spannend vorgestellt.
Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?
Insgesamt waren es drei: zuerst bei der „Kleinen Zeitung“ in Klagenfurt und dann beim „Kurier“ und „Falter“ in Wien.
Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?
Ich bin Pressesprecher der Wiener Wohnbau- und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Mein Weg dorthin hat über mehrere Stationen geführt, von denen ich keine missen möchte. Nach einer sehr kurzweiligen Zeit an Uni und FH und als freier Journalist wurde ich mit 26 beim „Falter“ als Politikredakteur angestellt; zuerst als Karenzvertretung und dann unbefristet. Es folgte eine intensive und unglaublich lehrreiche Zeit mit tollen Erfahrungen. Aber kurz vor meinem 30. Geburtstag wurde mir klar, dass ich mich beruflich noch einmal verändern wollte. Ich wechselte in die Parlamentsdirektion, wo ich für die damalige Nationalratspräsidentin Doris Bures die Kommunikationsarbeit für den Hypo-Untersuchungsausschuss übernahm. In Folge wurde ich auch der Pressesprecher von Doris Bures. Nach der Nationalratswahl 2017 wurde ich Pressesprecher von SPÖ-Chef und Klubobmann Christian Kern und Kommunikationschef im Parlamentsklub der SPÖ. Nach Kerns Ausscheiden aus der Politik bin ich ins Wiener Rathaus gewechselt.
Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?
Neben den schönen Stunden mit meinen KollegInnen vor allem die Lehrenden, die sich zahlreich aus Österreichs Top-JournalistInnen rekrutiert haben und die sich stets viel Zeit für uns Studierende genommen haben. Sie sind uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden, haben uns vor (mitunter ihren eigenen) Fehlern gewarnt, haben uns bei Praktika unterstützt und ihre Erfahrungen mit uns geteilt. Das war und ist für mich bis heute sehr wertvoll.
Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?
Natürlich zehre ich noch immer von den vielen Erfahrungen, den praxisnahen Hinweisen und Ratschlägen, die wir an der FH erhalten haben. Wir haben wirklich einen umfassenden und vor allem realistischen Einblick in das Geschäft der Kommunikationsarbeit bekommen. Davon habe ich als Journalist, aber auch später in der politischen Kommunikation profitiert.
Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?
Ja, im Auswahlverfahren für die FH habe ich auf eine entsprechende Frage geantwortet, dass ich in Österreich entweder zum „Falter“ oder zum „Profil“ möchte. Es hat mich sehr gefreut, dass es ein paar Jahre später dann auch so gekommen ist.
Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?
Die vergangenen Jahre haben für die Medienlandschaft insgesamt eine Zeit des Umbruchs bedeutet, der noch nicht zu Ende ist. Die etablierten Geschäftsmodelle funktionieren nur noch bedingt, neue scheinen aber noch nicht ganz ausgereift und markttauglich. Grundsätzlich wird es aber immer einen Markt für gut aufbereitete Informationen und Geschichten geben. Das Erzählen von Geschichten und Aufbereiten von Informationen zählt ja zu den ältesten Handwerken der Welt. Form und Technik sind dabei permanenter Veränderung ausgesetzt, aber die grundlegende Frage, wie erreiche ich mit einer wahren Geschichte die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen, bleibt immer die gleiche. Und wer gute Antworten darauf anbieten kann, wird weiterhin erfolgreich sein.
Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?
Am JournalistInnen-Beruf sieht man aus meiner Sicht besonders gut, dass das Wort Beruf von Berufung kommt. Im Journalismus und der Öffentlichkeitsarbeit wird man auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn man diesen Job wirklich mit Leidenschaft ausübt. Wenn man das große Bedürfnis in sich trägt, Geschichten zu recherchieren und zu erzählen. Wenn man seine Beobachtungen und Überzeugungen mitteilen will. Wenn man an die Kraft von Geschichten und Informationen glaubt. Es gibt unzählige Wege, um im Journalismus erfolgreich zu sein. Aber ich denke, hinter fast allen großen Karrieren stecken diese Motive.
Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?
Auf die Angst davor, mit ihrer Meinung und ihren Recherche-Ergebnissen allein zu sein. Auf Berichte und Kommentare, die das eigene Milieu mit dem Rest der Welt verwechseln. Und auf Alarmismus, hinter dem sich Ideologie oder ein politisches Motiv versteckt. Journalismus ist ein Beruf, der wirklich mit enormer Verantwortung verbunden ist. JournalistInnen haben die Verpflichtung, sich in aller Öffentlichkeit zu bilden.
Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?
Ich schreibe noch immer sehr gerne Beiträge wie Buchrezensionen oder Kommentare. Und was ich rückblickend sagen kann: Journalismus ist eine hervorragende Schule für Öffentlichkeitsarbeit und überhaupt politische Arbeit. Es ist, denke ich, kein Zufall, dass viele PolitikerInnen zuvor als JournalistInnen tätig gewesen sind. Journalismus und Politik sind in der Kommunikationsarbeit zwei Seiten einer Medaille.