Wie wohnt und arbeitet es sich in der Seestadt? Welche Herausforderungen und Chancen ergaben sich in den letzten zehn Jahren für BewohnerInnen & StadtentwicklerInnen? Wie lassen sich gewonnene Erkenntnisse auf andere Projekte übertragen? Diese und noch mehr Fragen wurden beim zweiten Urban Future Talk des Studienbereichs Tourism & Hospitality Management Mitte November an der FHWien der WKW diskutiert.
Auf Einladung von Stiftungsprofessorin und Stadtforscherin Cornelia Dlabaja ließen Katharina Kirsch-Soriano da Silva (Stadtteilarbeit Caritas Wien) und Gerhard Schuster (Wien 3420 aspern Development AG) die letzten zehn Jahre Revue passieren. Architekturjournalist Maik Novotny führte durch den Abend und stellte die Frage an die ExpertInnen: “Was macht die Seestadt so besonders?”
Entwicklungsgebiet Seestadt
Die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas, feiert 2024 das 10-jährige Jubiläum des Besiedelungsstarts. Mit einer Fläche von 240 Hektar – so groß wie der 1. Wiener Bezirk – hat sich dieses innovative Projekt als Vorzeigeprojekt für nachhaltige und smarte Stadtentwicklung etabliert. In den letzten zehn Jahren wurden hier nicht nur über 11.500 Wohneinheiten geschaffen, sondern auch mehr als 20.000 Arbeitsplätze generiert.
Die Grundidee der Seestadt war es, nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern eine gesamte Stadt zu entwickeln. Anders als in früheren Projekten wurde hier von Anfang an auf eine Planung gesetzt, die Freiräume und Erdgeschoss-Zonen in den Mittelpunkt stellte. Cornelia Dlabaja hob hervor, dass diese Herangehensweise ein Spezifikum für die Seestadt darstellt und sich deutlich von anderen Stadtentwicklungsgebieten unterscheidet.
Soziale Durchmischung und Partizipation als Spezifikum
Katharina Kirsch-Soriano da Silva unterstrich den wichtigen Aspekt der Gemeinwesenarbeit, die bereits vor dem Einzug der ersten BewohnerInnen implementiert wurde. Das Stadtteilmanagement spielte eine entscheidende Rolle und bot mit Impulsveranstaltungen, dem Seestadt-Forum und Unterstützung bei partizipatorisch Projekten Unterstützung und Begleitung an.
“Die Seestadt soll eine “Wiener Mischung” an BewohnerInnen darstellen,” erläuterte Gerhard Schuster, Geschäftsführer der Wien 3420 aspern Development AG. Denn ein zentrales Anliegen der Seestadt ist es, eine sozial durchmischte Gemeinschaft zu schaffen. Dies wird durch verschiedenste Initiativen unterstützt, gerade die verschiedensten Wohnformen (Miete, Eigentum, Gemeindebau, Baugruppen), sollen dazu beitragen. Interessant: Gerade die Baugruppen sind ein sehr spezifisches Merkmal der Seestadt, sind doch bereits neun errichtet und weitere in Planung.
Insgesamt zeigt das erste Jahrzehnt der Seestadt, wie durchdachte Planung und aktive Bürgerbeteiligung Hand in Hand gehen können. Trotz anfänglicher Skepsis seitens der Medien und der Bevölkerung hat sich die Seestadt als urbanes Dorf etabliert – ein Ort, an dem man gut leben und arbeiten kann.