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Die Geschichte rund um die „Weihnachtsaktion Ukraine“

9. Februar 2023

Es war bei einem zufälligen Get-together zwischen Studierenden, ÖH-, FH- und LehrendenvertreterInnen, als in Gesprächen über den Krieg in der Ukraine vielfach der Wunsch geäußert wurde, unbedingt selbst einen – wenn auch noch so kleinen – Beitrag zur Linderung der Not der von den Kriegshandlungen besonders betroffenen Menschen in der Ostukraine leisten zu wollen – und so wurde der Grundstein für die „Weihnachtsaktion Ukraine“ gelegt.

Man wollte einen Transport mit dringend benötigten Hilfsgütern in die Ukraine nicht nur organisieren, sondern auch selbst durchführen, wobei Letzteres insofern möglich wurde, als man mit Lektor und Unternehmer Christoph Bolzer jemand in den eigenen Reihen hatte, der nach bereits zwei von ihm erfolgreich durchgeführten Hilfstransporten von Österreich in die Ukraine diesbezüglich schon einiges an Erfahrung aufweisen konnte und sich dankenswerterweise auch sofort bereit erklärte, den Transport im Rahmen dieser Weihnachtsaktion zu übernehmen.

Nach sorgfältiger Vorbereitung wurde die Weihnachtsaktion dann am 15. November 2022 über die gängigen Social-Media-Kanäle publik gemacht und verzeichnete auch prompt ein sehr eindrucksvolles Ergebnis: Durch das enorme Engagement aller Beteiligten – ganz besonders erwähnt seien hier die ÖH FH Wien, die nicht nur Sachspenden entgegennahm, sondern großzügigerweise auch den Reinerlös ihres Adventpunschstandes spendete, sowie einige GroßspenderInnen, darunter auch ein Lektor der FHWien, die Sachspenden im Wert von fast 4.000,- Euro vorbereiteten – konnten insgesamt 25 Tonnen an Hilfsgütern wie Haltbarnahrungsmittel, Winterbekleidung, Decken, Schlafsäcke, Medikamente, Verbandszeug, Hygieneartikel und auch Kinderspielsachen im von der Firma Transbritannia zur Verfügung gestellten Zwischenlager gesammelt werden, bis es dann am Freitag, den 16. Dezember 2022, soweit war und der ebenfalls von der Firma Transbritannia zur Verfügung gestellte, mit den gesammelten Hilfsgütern voll beladenen 40-Tonnen-Sattelschlepper gegen 19 Uhr trotz starken Schneefalls von Linz aus in Richtung Lemberg losstarten konnte.

Linz – Lemberg und retour in 48 Stunden

Die von Linz über Korneuburg, Brünn und Krakau nach Lemberg führende Strecke sollte sich nicht nur aufgrund der winterlichen Witterungs- und Straßenverhältnisse, sondern auch aufgrund zahlreicher bürokratischer Hürden, wie z.B. der LKW-Maut in Tschechien und Polen und insbesondere der langwierigen Zollformalitäten und einer 8-stündigen Wartezeit an der polnisch-ukrainischen Grenze als EU-Außengrenze mehrfach als große Herausforderung erweisen. Und so erreichte der Hilfstransport erst knapp 21 Stunden nach der Abfahrt in Linz endlich ukrainischen Boden, wo die Witterungs- und Straßenverhältnisse nun mit bis zu -15° Celsius und durchgehender Schneefahrbahn zutiefst winterlich wurden und es zum einen aufgrund dieser Witterungsverhältnisse und zum anderen kriegsbedingt immer wieder zu Strom- und damit einhergehend auch zu Mobilfunknetz- und Internetausfällen kam.

Am 17. Dezember 2022, gegen 22 Uhr Ortszeit, kam dann der Hilfstransport dank der großen Routine von Christoph Bolzer gut in Lemberg an, wobei dort auch noch der Entladeort kurzfristig umdisponiert werden musste, da der ursprünglich geplante Entladeort aufgrund der enormen Schneemengen und der nur spärlich verfügbaren Räumfahrzeuge nicht mehr angefahren werden konnte. Auch der ursprüngliche Plan, den Sattelschlepper unverzüglich zu entladen, um so schnellstmöglich wieder die Heimreise antreten zu können, wurde aufgrund der Tatsache, dass der zum Entladen benötigte Stapler aufgrund der Schneemengen in der Nacht nicht mehr bereitgestellt werden konnte, zunichte gemacht, wobei diese erzwungene Nächtigung wenigstens eine erste längere Schlafpause ermöglichte. Nachdem es am nächsten Morgen aber bald gelang, eine Rampe der Lagerhalle am Entladeort einigermaßen schneefrei und rutschfest zu bekommen, konnte die Entladung des Sattelschleppers und das Umladen auf mehrere ukrainische LKW, die die Hilfsgüter weiter zu Krankenhäusern, Schulen und Flüchtlingszentren an der umkämpften Frontlinie im Osten der Ukraine, wie z.B. nach Cherson, weitertransportieren sollten, dann rasch vorgenommen werden.

Daraufhin galt es, schnellstmöglich die Heimreise anzutreten, wobei sich auch dieses „schnellstmöglich“ aufgrund der Witterungsverhältnisse und eines ca. 30 Kilometer langen LKW-Staus an der polnisch-ukrainischen Grenze de facto wiederum als sehr langwierig und herausfordernd erwies, weshalb die Erleichterung schon groß war, als knapp 24 Stunden nach der Abfahrt in Lemberg wieder polnischer und damit EU-Boden erreicht wurde und die Freude natürlich übergroß war, als nach der Rückkehr nach Österreich die gesamte Mission schließlich am Nachmittag des 19. Dezembers 2022 beendet werden konnte.

Ein Hauch von Weihnachten

Den zu diesem Zeitpunkt aus der Ukraine bereits eintreffenden ersten Dankesschreiben samt Fotos war nicht nur zu entnehmen, dass die Hilfsgüter ihre Bestimmungsorte erreicht haben, sondern auch, dass es durch diese Hilfslieferungen gelungen ist, die vom Krieg so gebeutelten Menschen zumindest einen Hauch von Weihnachten spüren lassen, zu können. Das dankbare Leuchten in den Augen der EmpfängerInnen sollte aber doch auch zum Nachdenken darüber anregen, dass die Idee und der Auftrag von Weihnachten gerade im Hinblick auf die von Kriegshandlungen immer am schwersten getroffene Zivilbevölkerung wohl nicht nur rund um den 24. Dezember gelten sollten.