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Teil 2 I Growth Hacking ist (k)eine Wissenschaft

6. September 2021

Im zweiten Teil der Serie wird näher beleuchtet, was Growth Hacking in strategischer Sicht sowie in der Umsetzung tatsächlich ist, wie ein entsprechendes Team aussieht, und was „testen, testen, testen“ damit zu tun hat.

Programmieren als Kompetenz im Growth Hacking: Es ist entscheidend, dass jemand im Team es kann.
Programmieren als Kompetenz im Growth Hacking: Es ist entscheidend, dass jemand im Team es kann.
Georg Feldmann ist Leiter des Stadt Wien geförderten Kompetenzteams für die Digitalisierung der Kommunikationsprofessionen an der FHWien der WKW.
Georg Feldmann ist Leiter des Stadt Wien geförderten Kompetenzteams für Digitalisierung der Kommunikationsprofessionen an der FHWien der WKW.

Growth Hacking bedeutet, dass Marketingprobleme rein ergebnisorientiert und proaktiv angegangen werden. Es ist insbesondere bei (digital orientierten!) Start-ups das Instrument erster Wahl, denn es gibt, im Gegensatz zu etablierten MarketerInnen und Unternehmen, lediglich einen Fokus: Es geht um rasches Wachstum, um Leads (also potenzielle InteressentInnen) und möglichst qualitätvolle Geschäftskontakte. Dies ist mit einzelnen, unkoordinierten Maßnahmen nicht zu schaffen. Es braucht hier einen holistischen Zugang: Kreativität im Produktmarketing verknüpft mit der stets zu optimierenden UserInnen-Experience ist nur die Basis. Im Sinne einer interdisziplinären Denkweise greifen zusätzlich Aufgabenbereiche wie eingehende Webanalysen sowie Webentwicklung und Automatisierung in dieses System mit ein.

Wachsen – um jeden Preis

So schwer sich auch die Wissenschaft tut, Growth Hacking eindeutig zu definieren und zu klassifizieren, so klar ist doch das Aufgabengebiet von Growth HackerInnen: Jede Entscheidung, die getroffen wird, zielt lediglich auf Wachstum ab. Und dies insbesondere auf digitalen Channels. Statt also an Out-of-Home-Werbung zu denken, die Interessierten den Weg zu einem physischen Store aufzeigt, denken Growth HackerInnen darüber nach, wie per Search Engine Marketing auf Webshops aufmerksam gemacht werden kann. Statt darüber nachzudenken, wie ein topmodernes Hotel heutzutage aussehen sollte, denken sie an Plattformen, die privaten Lebensraum zum flexibel buchbaren „Bedroom“ machen. Das heißt also: Die Online-Infrastruktur eines Start-ups wird komplett durchleuchtet. Jeder (digitale) Marken-Touchpoint wird auf Chancen überprüft, die noch ungenutzt sind. Und dann werden diese möglichst kostengünstig wahrgenommen.

Testen, testen, und dann: testen

Auch wenn es strittig ist, ob ein/e Growth HackerIn auch programmieren können muss, entscheidend ist, dass es jemand im Team kann. Im Idealfall sprechen wir von mindestens einem Dreier-Team, bei dem jedenfalls zwei Personen entweder Front-End-DeveloperInnen (für dynamische Anwendungen und Konzeptionen nutzerfreundlicher UserInnen-Interfaces und Designs für Websites und E-Shops) oder Back-End-DeveloperInnen (Datenverarbeitungen im Hintergrund) sind. Diese Teams starten damit, zu definieren, was genau wachsen soll und warum, welche Kennzahlen dies widerspiegeln und in welchen Zeitabständen gemessen werden soll. Es geht um Event-basiertes Denken und Testen. Was ist dringlich, was weniger? Brauchen wir vorerst neue KundInnen, oder mindestens genauso viele Interaktionen und Empfehlungen? All das muss in Folge getestet, getestet und wieder getestet werden. Stellen sich keine Erfolge ein, müssen neue Maßnahmen getroffen werden. Und zwar schnell, denn in den meisten Fällen verschwinden Start-ups, die zu langsam agieren, einfach wieder vom Markt.

Die Macht der KPIs

Testen benötigt als Basis klar definierte Ziele und Vorgaben. Es geht daher immer um „Analytics“. Diese sind das Um und Auf bei Growth Hacking-Prozessen. Sie sind unbestechlich. Ein TV-Imagespot, den niemand interessiert, kann vielleicht noch schöngeredet werden, vernichtende Verkaufsresultate nach einer Google Ads Kampagne nicht. Das Gute an diesem Prinzip: Erfolge können wiederholt oder verlängert – Fehler hingegen vermieden werden. Die KPIs, um die es gemeinhin bei Growth Hacking geht, sind insbesondere folgende: Leads bzw. Leads Close Rate, monatliche Ziele per Channel, Call to Actions und Click Through Rates, die Customer Satisfaction Rate, die Customer Retention Rate sowie der Customer Lifetime Value (wobei es hier sehr viele unterschiedliche Modelle und Zugänge gibt). Die KPIs zeigen, dass Growth Hacking kein „Gewaltakt“ ist, der für ein paar Wochen genutzt wird und dann wird wieder zur Tagesordnung übergegangen. Growth Hacking ist ein Marathon, ein praktisch nie endendes Messen und Optimieren!

Freuen Sie sich auf unseren nächsten Teil: „Welche Channels bespielen im Growth Hacking“!

 

Tipp: Podcast zum Nachhören

Georg Feldmann, Leiter des Stadt Wien geförderten Kompetenzteams für Digitalisierung der Kommunikationsprofessionen, stellt unsere Growth Hacking-Serie im Interview mit unserem Ausbildungssender Radio Radieschen in der Sendereihe „Campus Leben“ vor:

>> Hier geht’s zum Podcast

 

Kontakt:

Dr. Georg Feldmann
Head of Competence Team
City of Vienna Competence Team for the Digitalization of Communication
Tel.: +43 690 40 476 118
georg.feldmann@fh-wien.ac.at

 

Fotos: © Markus Spiske I Unsplash sowie FHWien der WKW