Anna Rennhofer, BA MA, hat sich in ihrer Masterarbeit mit der Rolle des Controllings in Unternehmen mit integrierter ökologischer Nachhaltigkeitsstrategie beschäftigt. Betreut wurde die Arbeit von FH-Prof.in Dr.in Daniela Ortiz, Projektleiterin des Stadt Wien Kompetenzteams „Change for Corporate Sustainability“ (gefördert von der MA23). In diesem Interview gibt Anna Rennhofer einen Einblick in den Prozess des Forschens und Schreibens sowie die Erkenntnisse der Masterarbeit.
Anna Rennhofer hat den Master-Studiengang Financial Management & Controlling an der FHWien der WKW absolviert. Ihre Masterarbeit trägt den Titel „Die Rolle des Controllings in Unternehmen mit integrierter ökologischer Nachhaltigkeitsstrategie“.
Anna, wovon handelt deine Masterarbeit?
Meine Arbeit handelt von der Rolle des Controllings in Unternehmen mit einer integrierten ökologischen Nachhaltigkeitsstrategie. Ich habe mich darauf konzentriert, welche Formen des Nachhaltigkeitscontrollings existieren, was genau hinter diesem Begriff steckt und in welchem Unternehmensbereich es angesiedelt ist. Weiters wollte ich die Effekte von nachhaltigem Controlling wie finanziellem Einsparungspotential und der Schonung von Umweltressourcen aufzeigen.
Was war deine persönliche Motivation für dieses Thema?
Nachhaltigkeit ist mein persönliches Interesse. Ich bin überzeugt davon, dass jede und jeder einen Beitrag leisten kann. Und das gleiche gilt für Unternehmen. Ich finde es wichtig, dass Controlling nicht nur monetär ausgerichtet ist, sondern dass es auch um natürliche Ressourcen geht und um Humankapital. Nur auf das Geld zu achten führt langfristig nicht zum Erfolg. Eine Nachhaltigkeitsstrategie alleine reicht auch nicht aus. Ich bin der Meinung, dass die Relevanz von ökologisch nachhaltigem Controlling unterschätzt wird.
Was waren die Erkenntnisse deiner Masterarbeit?
Eine Erkenntnis war, dass Nachhaltigkeitsstrategien auf einzelne Maßnahmen und Ziele heruntergebrochen werden sollten. Außerdem sollten alle MitarbeiterInnen in Veränderungsprozesse miteinbezogen werden und über den Sinn und Zweck von Maßnahmen aufgeklärt werden. So kann sich auch die Unternehmenskultur verändern. Die Rolle des Controllings in Zusammenhang mit unternehmersicher Nachhaltigkeit ist es dann, Maßnahmen messbar zu machen, Erfolge aufzuzeigen und so Veränderungen voranzutreiben. Warum das wichtig ist? Eine Strategie kann nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn Erfolge auch messbar sind. Es ist unheimlich motivierend, wenn man z.B. Ressourceneinsparungen Schwarz auf Weiß sieht.
Hat dich bei den Interviews inhaltlich etwas überrascht?
In der Literatur steht, dass Nachhaltigkeitscontrolling im Rahmen des klassischen Controllings erfolgen sollte. In der Praxis stellt sich jedoch oft heraus, dass das normale Controlling nichts mit Nachhaltigkeitscontrolling zu tun hat. Mich hat es schon überrascht, dass die Sinnhaftigkeit zweier paralleler Zielsysteme nicht hinterfragt wird. Das liegt vermutlich daran, dass viele ControllerInnen nur einen wirtschaftlichen Hintergrund haben und der Meinung sind, dass ausschließlich die Finanzen passen müssen. Damit wird jedoch die Nachhaltigkeit ausgelagert. In meiner Untersuchung gaben 2 von 8 Personen an, dass sie ökonomisches und ökologisches Controlling bereits zusammendenken. Ich denke jedoch, dass das noch die Ausnahme darstellt.
Wie hast du Unternehmen für die Interviews recherchiert bzw. ausgewählt?
Mit Hilfe von FH-Prof.in Dr.in Daniela Ortiz habe ich einen Kriterienkatalog erstellt, um sicherzustellen, dass die ausgewählten Unternehmen auch wirklich eine ökologische Nachhaltigkeitsstrategie haben. Ich habe hier aus verschiedenen Gründen bewusst nur die ökologische Nachhaltigkeitsdimension betrachtet. Anhand des Umweltmanagementsystems EMAS (Eco Management and Audit Scheme) habe ich schließlich Unternehmen ausgewählt. Zusätzlich mussten diese Unternehmen noch ein Umweltzertifikat vorweisen und im besten Fall auch noch nach dem Global Reporting Standard (GRI) berichten. Ich habe die Suche auf Österreich und Deutschland beschränkt. Die relevanten Unternehmen herauszufiltern und dann auch noch eine Interviewzusage zu bekommen war eine große Herausforderung und mit Abstand der aufwendigste Teil der Arbeit. Insgesamt war ich mit 17 Unternehmen im Gespräch und daraus resultierten 8 Interviews.
Wie hast du dich auf die Interviews vorbereitet?
Für die erste Kontaktaufnahme habe ich ein Standard E-Mail erstellt. Das habe ich dann auf das jeweilige Unternehmen angepasst. Ich habe immer eine konkrete Ansprechperson gesucht und recherchiert welche Zertifikate das Unternehmen hat. Wenn ich keine Informationen finden konnte, habe ich beim Unternehmen angerufen und mich erkundigt.
Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen? Wie hast du sie gemeistert? Und wie hast du den Betreuungsprozess erlebt?
Ich bin ein Morgenmensch. Aufgrund meiner Vollzeitbeschäftigung hatte ich jedoch keine andere Wahl, als früh aufzustehen und vor meiner Arbeit von 6 bis 9 Uhr Früh an der Masterarbeit zu schreiben. Das war eine intensive und harte Zeit. Wie habe ich es gemeistert? Es war wichtig für mich, Zeitblöcke zu planen und mir kleine Ziele zu setzen. Eine weitere große Herausforderung war die Themenfindung und das Eingrenzen meines Themas. Im Studium haben wir wissenschaftliches Arbeiten – das ist ein „erstes Herantasten“. Dort bin ich auch in Kontakt mit FH-Prof.in Dr.in Daniela Ortiz gekommen. Sie ist kritisch und verlangt ein hohes Niveau, ist dabei aber auch immer unterstützend. Wenn ich unsicher war oder ein Problem hatte, hat sie mich nie damit alleine gelassen. Viele wollen die Masterarbeit nur schnell hinter sich bringen. Für mich ist das jedoch der Teil des Studiums, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Meine Masterarbeit hat mich sogar dazu bewogen, meinen Job zu wechseln und im Nachhaltigkeitsbereich zu arbeiten.
Was gibst du TheoretikerInnen, PraktikerInnen und/oder Studierenden mit?
Studierenden würde ich mitgeben: sucht euch eine gute Betreuung. Und wählt ein Thema das euch wirklich interessiert.
An die PraktikerInnen: Durchs Reden kommen die Leute zusammen! Vernetzung ist wichtig zum Austausch von Tipps und Tricks.