Zum Hauptinhalt springen
News

KI im Journalismus zwischen Misstrauen, Innovation und Aufklärung

22. März 2024

Die zunehmende Verbreitung von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) stellt den Journalismus vor neue Herausforderung. Dabei erweisen sich vor allem der Umgang mit Desinformation sowie die Sicherung ethischer Grundprinzipien als besonders relevant. Wie JournalistInnen diesen Anforderungen gerecht werden können, diskutierten namhafte ExpertInnen bei einer Podiumsdiskussion an der FHWien der WKW in Kooperation mit der Österreichischen UNESCO Kommission. Die Keynote hielt Eva Wackenreuther, Faktencheckerin bei AFP.

RednerInnen einer Podiumsdiskussion stehen vor Roll-Ups
Vlnr.: Moderatorin Iris Bonavida (Profil) mit Ashwien Sankholkar (Dossier), Sabine Köszegi (TU Wien), Martin Fritz (Generalsekretär, Österreichischen UNESCO-Kommission), Wiebke Loosen (Leibniz Institut für Medienforschung), Michael Heritsch (CEO, FHWien der WKW), Florian Schmidt (APA) und Eva Wackenreuther (AFP). ©FHWien der WKW/Holly Kellner
Rednerin mit Mikrofon in der Hand.
Eva Wackenreuther, Faktencheckerin bei der Nachrichtenagentur AFP. ©FHWien der WKW/Holly Kellner
Blick von der Seite auf einen großen Stufenhörsaal während einer Veranstaltung. In den Reihen sitzen ZuhöerInnen.
©FHWien der WKW/Holly Kellner

Bei der Podiumsdiskussion „Künstliche Intelligenz und (Des-)Information – Journalismus in der Verantwortung?“ drehte sich alles um das derzeit wohl am heißesten diskutierte Thema in der Branche: Wie gilt es mit dem zunehmenden Einsatz von generativer KI im Journalismus umzugehen?  

KI und Desinformation: Eine alarmierende Realität

Eva Wackenreuther, Faktencheckerin bei der Nachrichtenagentur AFP, betonte in ihrer Keynote „Lügen haben lange Beine. KI & Desinformation“, wie leicht es bereits ist, mithilfe von KI generierte Fotos und Videos zu erstellen. In Hinblick auf das „Superwahljahr“ 2024 warnte sie vor einer Zunahme von Desinformationskampagnen, da mit weltweit ca. 3,5 Milliarden WählerInnen beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung an die Urnen gerufen werden. In diesem Kontext könne KI als Brandbeschleuniger wirken und das politische Spielfeld zugunsten lauter und emotionaler Ideen verzerren. 

Herausforderung für die tägliche journalistische Arbeit

In der anschließenden Diskussion sprachen Wiebke Loosen (Leibniz Institut für Medienforschung), Sabine Köszegi (TU Wien), Ashwien Sankholkar (Dossier) und Florian Schmidt (APA) über die Auswirkungen generativer KI auf den Journalismus. Insbesondere wurde der Umgang mit Desinformationen und der Ruf nach ethischen Grundsätzen im Umgang mit KI diskutiert. Moderatorin Iris Bonavida (Profil) leitete die Diskussion, in der rasch deutlich wurde, dass es keine schnelle und einfache Lösung für das Problem gibt. 

Florian Schmidt prognostizierte eine rasante Entwicklung und stellte eine baldige Ununterscheidbarkeit von KI-generierten Inhalten in Aussicht. Sabine Köszegi wies hingegen auf bestehende Schwachstellen hin und rechnet nicht damit, dass solche Tools in naher Zukunft perfektioniert werden. Auf reale Herausforderungen wies Ashwien Sankholkar hin. Er betonte die steigende Schwierigkeit in der täglichen journalistischen Arbeit bei der Überprüfung von Informationen und deren Quellenherkunft.  

Neue Kompetenzen und gesetzliche Regelungen gefordert

Einigkeit herrschte darüber, dass generative KI auch Chancen für den Journalismus bietet, wie eine vereinfachte Faktenprüfung oder Automatisierungs-Aufgaben, die an KI-Tools ausgelagert werden können. Dabei gilt es jedoch journalistische Prozesse zu adaptieren, ohne ethische Normen und professionelle Standards zu vernachlässigen.  

Und auch in einem weiteren Punkt waren die ExpertInnen einer Meinung: JournalistInnen haben nicht die Freiheit sich nicht damit zu beschäftigen. Die Herausforderungen durch generative KI betreffen alle Arbeitsbereiche im Journalismus maßgeblich und erfordern von JournalistInnen eine Vielzahl an neuen Kompetenzen, sei es mit Blick auf die Implementierung neuer Tools in der eigenen Arbeit oder bei der Überprüfung von Quellen und Informationen. Generative KI kann unterstützen, so der Tenor, doch letztlich liege die Verantwortung immer beim Menschen.