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Money makes the world go green!

9. Januar 2023

Ein ausführlicher Blick darauf, wie der EU-Aktionsplan, der Green Deal und insbesondere das Finanzsystem die Wirtschaft und unsere Umwelt grüner und nachhaltiger machen sollen. Und was Sie davon haben. (Achtung Spoiler: Jobs, Jobs, Jobs!)

von Heidrun Kopp

Vorweg zuerst eine begriffliche Erklärung, um zwischen „grüner“ bzw. „nachhaltiger“ Zuordnung zu unterscheiden. Nachhaltigkeit ist in unserem Zusammenhang das große Überthema, die sogenannten ESG-Säulen: Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Gute Unternehmensführung (Governance). Wenn in diesem Beitrag von „grün“ die Rede ist, betrifft das nur die eine Säule „Umwelt/Environment“ (E), während „nachhaltig“ alle drei Säulen (ESG) meint. Aktuell ist sowohl in der Vorgabe der EU als auch in der medialen Diskussion vorwiegend von „grünen“ Themen (Umweltschutz) die Rede.

Warum es den EU-Aktionsplan und einen „Green Deal“ braucht(e)

Die EU-Kommission ist mit dem EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums (2018) und insbesondere mit der „EU Taxonomie“Punkt 1 dieses Aktionsplans – angetreten, Nachhaltigkeit messbar und vergleichbar zu machen. Es geht darum, Zahlen, Daten und Fakten offen zu legen anstelle von Pseudo-Willenserklärungen im Sinne von „Wir tun der Welt eh was Gutes!“.

Diese Taxonomie stellt ein Klassifizierungssystem dar, das europaweit definiert, welche Wirtschaftstätigkeit als nachhaltig eingestuft wird. Es geht dabei um Tätigkeiten allgemein und nicht darum, einzelne Branchen in gute und schlechte einzuteilen. Es kann also ein Unternehmen im Bereich der Erdölindustrie ebenso eine nachhaltige Wirtschaftstätigkeit forcieren wie ein Unternehmen, das im Umweltschutzbereich angesiedelt ist.

Der zweite wichtige Punkt, den ich aus diesem EU-Aktionsplan herausgreifen möchte, ist die „Transparenz“. Hier soll in Form der „Nichtfinanziellen Berichterstattung“ eine Offenlegung erfolgen, was genau die Firma im Bereich Nachhaltigkeit macht.

Auf den Punkt gebracht: Taxonomie, Transparenz und über 350 Mrd. Euro pro Jahr

In Zusammenhang mit der Nichtfinanziellen Berichterstattung gibt es ab 2024 folgende Änderungen:

  • Es kommt ein einheitliches Berichtsformat für ganz Europa zur Anwendung.
  • Die Inhalte müssen nach den Wesentlichkeitskriterien definiert werden.
  • Das, was berichtet wird (Zahlen, Daten, Fakten) muss im Lagebericht Eingang finden und vom/von der WirtschaftsprüferIn mitgeprüft werden.
  • Die Berichte müssen in einem digitalen Format (maschinenlesbar) sein.
  • Die Berichtspflicht gilt für Unternehmen ab 250 MitarbeiterInnen.

Das führt zu folgenden Konsequenzen:

  • Indem die Nichtfinanzielle Berichterstattung digitalisiert und maschinenlesbar wird, kann man die Zahlen, Daten und Fakten nicht nur leichter überprüfen, sondern auch europaweit vergleichen.

Die Europäische Kommission macht jedes Jahr bestimmte Analysen, wo über die Websites bestimmter Zielgruppen Daten abgefragt werden, um entsprechende Studien zu befüllen. Da gab es zum Beispiel 2021 eine Studie zum Thema „Greenwashing“, aus der hervorging, dass mehr als die Hälfte der berücksichtigten Websites Elemente von „Greenwashing“ beinhalteten.

  • Ab 2024 wird (in mehreren Stufen) eine wesentlich größere Gruppe von Unternehmen dieser Nichtfinanziellen Berichterstattung unterliegen. Allein in Österreich wird es voraussichtlich 2000 Unternehmen betreffen. Also eine Steigerung von 100 auf 2000 Unternehmen.
  • Um diese Berichte zu erstellen, bedarf es im Unternehmen nicht nur das Bewusstsein für die neuen Herausforderungen von Seiten der Führungskräfte, des Topmanagements, des Aufsichtsrats etc., sondern auch von Seiten der MitarbeiterInnen, die operativ für diese Maßnahmen zuständig sind.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Je transparenter etwas ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von „Greenwashing“. Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass bei dieser Transformation der europäischen Wirtschaft sehr viel investiert werden muss – schätzungsweise über 350 Milliarden Euro pro Jahr!

Jobs, Jobs, Jobs!

Was der EU-Aktionsplan noch bringt, sind (neue) Jobs. Denn es braucht zur Erstellung dieser Berichte eine einschlägige Ausbildung. Die Bereiche um ESG und Nachhaltigkeit erfordern mittlerweile viel technisches Wissen – und zwar angepasst an die jeweilige Unternehmensausrichtung. Beispielsweise braucht es NachhaltigkeitsexpertInnen im Einkauf, die zunehmend prüfen, von welchen ProduzentInnen und ZulieferInnen gekauft wird. Denn man muss im Rahmen des Lieferkettengesetzes (das sprichwörtlich vor der Tür steht) auch eine ökologische und soziale Verantwortung als Unternehmen für die LieferantInnen übernehmen.

Fazit: Man braucht in jeder Funktion eines Unternehmens in irgendeiner Form und unterschiedlicher Granulierung explizites Nachhaltigkeits-/ESG-Know-how, um die komplexen Zusammenhänge von Nachhaltigkeit und Green Finance zu verstehen und zu beherrschen!

Und genau dafür gibt es das Weiterbildungsprogramm „Sustainable Finance Management“ an der FHWien der WKW.

Der modulare Aufbau – vom „Executive Program“ über 3 Wochen bis zum MBA über 3 Semester – bietet eine breite Palette von der kurzen und intensiven bis zur tiefgehenden Master-Ausbildung. So gibt es für jeden Bereich, für jede Funktion und für jede Hierarchieebene ein passendes Modul für eine fundierte und qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung. Vor allem haben wir auch hochkarätige ExpertInnen, die bei uns als Vortragende und LektorInnen tätig sind.

Mehr zum Weitbildungsprogramm und zur Autorin

Alle Infos über das Weiterbildungsprogramm „Sustainable Finance Management“ und die vier unterschiedlichen Module an der Vienna Management Academy by FHWien der WKW finden Sie unter diesem Link.

Die Autorin dieses Beitrags, Dr.in Heidrun Kopp, MBA MA, ist Head of Program „Sustainable Finance Management“ an der FHWien der WKW und bereitet in akademischen Weiterbildungsprogrammen Interessierte darauf vor, den Wandel hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaft mitzugestalten. Die Expertin für Nachhaltigkeit und Sustainable Finance verfügt über eine langjährige Erfahrung im Bankensektor. Mit dem Thema Nachhaltigkeit im Finanzwesen beschäftigt sie sich intensiv seit 2010.

Seit Juli 2020 behandelt sie die brennendsten Themen rund um Nachhaltigkeit und Geld auch in ihrem Podcast „Green Money Talks“.

2016 erschien im Springer Verlag ihr Buch „CSR und Finanzratings. Nachhaltige Finanzwirtschaft – Rating statt Raten!“ Darin setzt sie sich mit Nachhaltigkeitsrating-Agenturen auseinander – und war bereits ihrer Zeit voraus.