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News

Stakeholders instead of shareholders … for Better Business

10. November 2022

Im Rahmen der „Responsible Management Lectures – Ideas for Better Business“ begrüßte das Institute for Business Ethics and Sustainably Strategy (IBES) am 27.10.2022 Tara van Ho, Senior Lecturer an der School of Law der University of Essex an der FHWien der WKW. Eine Woche zuvor – am 20.10.2022 – war bereits Cordula Meckenstock vom deutschen Familien- und Pharmaunternehmen Grünenthal zum Thema „Menschenrechtsmanagement in der Environmental Social Governance (ESG) Debatte“ zu Gast.

Dr. Meckenstock und Dr. Kruse
Dr. Meckenstock und Dr. Kruse
Dr. Tara Van Ho
Dr. Tara Van Ho

Cordula Meckenstock promovierte mit Schwerpunkt „Investitionsschutzrecht und Menschenrechtsschutz“ an der Universität Leipzig und ist Chief Responsibility Officer (CRO) bei Grünenthal. Das deutsche Pharmaunternehmen – mit 4.500 MitarbeiterInnen in rund 28 Ländern – legt einen besonderen Fokus auf Transparenz entlang der Lieferkette sowie dem ESG-Risikomanagement – also der unternehmerischen Verantwortung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

ESG in der Praxis

Transparenz und verantwortungsbewusstes Handeln werden bei dem Familienunternehmen – neben einem positiven ethischen Differenzierungsmerkmal – zu einem relevanten Vertrauensmerkmal aller beteiligten Stakeholder. Deshalb will Grünenthals internes Corporate Responsibility Programm die ESG-Risiken nicht einfach verwalten, sondern Möglichkeiten für einen positiven Impact etabliert. Dazu wurde das Programm anhand von vier Modulen in die Unternehmensstrategie integriert:

  • Unternehmensgeschäftsfelder
  • ethisches Rahmenwerk
  • ESG-Risikomanagement
  • Corporate Governance

Für die Geschäftsfelder wurden eigene KPIs und Ziele definiert und zusätzlich ein regelmäßige Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt, wo Stakeholder Kollaborationen sowie Impactfaktoren eruiert und angepasst werden. Außerdem hat Grünenthal eine interne „Ethics HelpLine“ mit einer „Whistle Blow Pipeline“ installiert, die MitarbeiterInnen die Möglichkeit gibt, Interessenskonflikte, Korruptionsfälle oder auch Data Privacy Probleme zu melden.

Das von Cordula Meckenstock aufgebaute „Compliance und Risikomanagementsystem“ ist dann die letzte Anlaufstelle für LieferantInnen, die eine hohes ESG-Risiko für das Unternehmen darstellen. Diese trifft die finale Entscheidung über eine mögliche Zusammenarbeit mit den Stakeholdern.

Gesellschaftliche Folgen der Shareholder-Orientierung

Eine Woche später hielt Tara van Ho ihren ebenso unterhaltsamen wie zum Nachdenken erregenden Vortrag „Reimagining the Corporate Purpose”. Zunächst skizzierte die Senior Lecturer an der School of Law der University of Essex die historische Entwicklung und globale Verbreitung des Konzepts der „Shareholder Primacy“. Dieses sieht den Hauptzweck von Unternehmen in der Erwirtschaftung von Profiten für ihre EigentümerInnen. Daran anknüpfend veranschaulichte die Vortragende anhand vieler Beispiele die problematischen Folgen der Shareholder-Orientierung für sämtliche Bereiche der Gesellschaft – von Wirtschaft und Innovationen über Umwelt bis zur Gesundheit.

Reflexion mit den Stakeholdern als Ausgangspunkt

Basierend auf ihrer Arbeit zu Unternehmen und Menschenrechten bot Tara von Ho im Rahmen ihrer „Responsible Management Lecture“ einige impulsgebende Ideen zur Weiter- bzw. Neuentwicklung des Zwecks von Unternehmen:

  • Eine erforderliche Reflexion der in Unternehmen gesteckten Erwartungen
  • Unternehmen sollten Stakeholder zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen machen

So appelliert die Vortragende, dass Unternehmen möglichst früh in einen Dialog mit lokalen Gemeinschaften im Umfeld ihrer Betriebsstandorte treten. So können deren Bedürfnisse vorab besser verstanden werden. Stattdessen werden allzu oft große Entscheidungen nur unternehmensintern diskutiert und das Gespräch erst nach dem Auftreten von Problemen wie Menschenrechtsverletzungen u.ä. gesucht.

Die engagierten und wohlüberlegten Fragen des Publikums bei beiden Vorträgen zeigten die Relevanz der aktuellen Diskussionen von Unternehmenszweck, Umwelt, Soziales und Unternehmensführung … for Better Business.