Ergebnisse weisen auf die Bedeutung traditioneller journalistischer Werte hin und attestieren eine hohe Medienkompetenz in Bezug auf Sensationsberichterstattung und Soziale Medien. Dennoch besteht für öffentlich-rechtliche Medien die Herausforderung, unter jungen NutzerInnen ein nachhaltiges Vertrauen in die eigene Medienangebote aufzubauen.
Bereits Mitte Mai präsentierten Gisela Reiter, Teaching & Research Associate an der FHWien der WKW, und Minna Horowitz von der finnischen Universität Helsinki ihre Erkenntnisse zur Mediennutzung und Vertrauensbildung junger Menschen in Österreich und Finnland auf der internationalen RIPE-Konferenz in Lissabon, Portugal.
In ihrem Konferenzbeitrag „Supporting young audiences? Three questions for PSM from qualitative analyses of young people’s media use and the multidimensionality of trust in Austria and Finland.” stellten die Forscherinnen einen Ländervergleich zum Thema Medienkompetenz, Mediennutzung und damit verbundener Vertrauensbildung junger NutzerInnen im Journalismus vor. Verglichen wurden landesspezifische Medienangebote und Nutzungsgewohnheiten in mehreren qualitativen Studien, die zeitgleich in beiden Ländern durchgeführt wurden.
Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit in öffentlich-rechtlichen Medien
Die internationalen Konferenzen der RIPE (Kürzel für: „Re-Invention of the Public Enterprises“) finden alle zwei Jahre in Kooperation mit dem jeweiligen landesspezifischen öffentlich-rechtlichen Medienanbieter statt und fokussieren auf die Weiterentwicklung dieses Sektors. Der diesjährige Schwerpunkt lag auf den Themen Innovation und Nachhaltigkeit.
Mediennutzung junger Menschen
Die ForscherInnen analysierten unterschiedliche Strategien der Mediennutzung und verschiedene Dimensionen des Vertrauens. Eine zentrale Rolle für junge Menschen spielten dabei vor allem soziale Medien, der Einfluss von Gleichaltrigen sowie spezifische Wissensgemeinschaften. Weitere Erkenntnisse der Studie zeigten, dass junge Menschen entgegen landläufiger Meinung durchaus traditionelle journalistische Werte respektieren und vielfach sehr medienkompetent sind. Sie verstehen die Motive der marktgesteuerten Sensationsberichterstattung und sind sich der Gefahren durch Echokammern in Sozialen Medien als Nachrichtenquellen durchaus bewusst.
Komplexe Vertrauensbildung als Herausforderung
Das der Studie zugrundeliegende multidimensionale Konzept von Vertrauen unterstreicht die Schwierigkeit einer nachhaltigen Vertrauensbildung für Medienangebote, was besonders für junge NutzerInnen relevant ist. Die zentralen Empfehlungen der Forscherinnen lauten daher: Öffentlich-rechtliche Anbieter sollten relevante Inhalte auf allen Plattformen anbieten, bestehende Angebote zur Steigerung der Medienkompetenz weiter ausbauen und regelmäßig den Kontakt zum Publikum suchen.
Öffentlich-rechtliche Medienlandschaft im digitalen Wandel
Im Rahmen der Tagung diskutierten die teilnehmenden ExpertInnen im Rahmen verschiedener Arbeitsgruppen intensiv einzelne Themenstränge. Ziel war neben der Identifikation aktueller Herausforderungen auch die Entwicklung adäquater Maßnahmen für öffentlich-rechtliche Medien. Gisela Reiter leitete die Arbeitsgruppe zum Thema „Audiences and Engagement“. Dabei wurden folgende zentrale Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für öffentlich-rechtliche Medienanstalten erarbeitet, um den Herausforderungen der digitalen Medienlandschaft zu begegnen und das Vertrauen junger Zielgruppen in öffentlich-rechtliche Medien zu stärken.
- Investition in Kommunikation und Information über öffentlich-rechtliche Angebote
- Verstärkter und regelmäßiger Austausch mit dem Publikum
- Einbeziehung und Ermutigung des jungen Publikums zur Erstellung von medialen Inhalten
- Überdenken der Methodik der Reichweitenmessung und Messung des „Erfolgs“ von Medienangeboten
- Diskussion des Dilemmas der Risikobereitschaft vs. Risikominderung in Bezug auf die bereitgestellten Inhalte
- Gesetzliche Verankerung von öffentlichen Konsultationen und Transparenz
Die Studie wurde außerdem auf der #YouthMediaLife 2024 an der Universität Wien präsentiert.