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Von der Stabilität zum Chaos: Wie der Klimawandel unser Vertrauen in die Natur in Frage stellt

27. September 2024

FH-Prof. Dr. Marian Adolf, Kommunikationswissenschaftler und Mediensoziologe am Department of Communication, hielt auf dem Kongress der European Sociological Association (ESA) in Porto einen Vortrag über Vertrauen und Angst bei der Kommunikation der Auswirkungen des Klimawandels.

Der Klimawandel ist zu einem drängenden globalen Thema geworden, das unser tägliches Leben beeinflusst. Trotz der häufigen extremen Wetterereignisse und des wissenschaftlichen Konsenses über den menschlichen Ursprung des Klimawandels, halten viele Menschen immer noch an einer fest verankerten Vorstellung von der Stabilität des Klimas fest. Marian Adolfs Vortrag auf der ESA 2024 untersuchte die Entwicklung der Klimawahrnehmung – vom früheren Vertrauen in eine konstante, verlässliche Natur, bis hin zum wachsenden Bewusstsein des vom Menschen verursachten Klimawandels. Er ging auf die Herausforderungen ein, der Öffentlichkeit die Dringlichkeit der Krise zu vermitteln, und betonte die Notwendigkeit eines kollektiven Wandels im Verständnis, wie sich die Dinge verändert haben.

In der Vergangenheit wurde das Klima in Wissenschaft und Gesellschaft als konstant und vorhersehbar angesehen. Dieser Glaube war nicht nur in der breiten Öffentlichkeit, sondern auch in der Wissenschaft weit verbreitet. Abweichungen in den Wettermustern wurden als vorübergehende Anomalien angesehen und nicht als Hinweise auf einen tieferen, systemischen Wandel.

Während sich die Wissenschaftler inzwischen einig sind, dass der Klimawandel real ist und in erster Linie vom Menschen verursacht wird, hat das Verständnis in Öffentlichkeit und Politik nicht Schritt gehalten. Viele Menschen vertrauen immer noch auf die Fähigkeit der Natur, sich selbst auszugleichen, und unterschätzen das Ausmaß der Krise. Extreme Wetterereignisse wie etwa die jüngsten verheerenden Überschwemmungen in Ostösterreich, werden als Abweichung von der Norm und somit – paradoxerweise – als Beleg für die fortgesetzte Stabilität klimatischer Verhältnisse angesehen.

Diese Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den immer noch wirkmächtigen Vorstellungen von einem verlässlichen Klima stellt eine ernsthafte Herausforderung für wirksame Klimaschutzmaßnahmen dar. Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der Menschen den Klimawandel zwar als Problem anerkennt, sich aber nur wenige von ihm persönlich bedroht fühlen. Diese Diskrepanz untergräbt die Bemühungen, eine breite gesellschaftliche Unterstützung für die zur Bekämpfung des Klimawandels notwendigen Maßnahmen zu erreichen.

Die Antwort liegt in einer veränderten Sichtweise auf das Klima. Aber anstatt das sich verändernde Klima als zerstörerische Kraft zu sehen, vor der man sich fürchten muss, müssen wir die Idee betonen, dass die Gesellschaft eine Rolle bei der Sorge um die Umwelt spielen muss. Der Aufbau von Vertrauen in wissenschaftliches Fachwissen und die Förderung gemeinsamer demokratischer Werte können eine kollektive Anstrengung zum Klimaschutz fördern. Letztendlich wird unsere Fähigkeit, uns an die Zukunft eines sich rasch verändernden Klimas anzupassen, von unserer Bereitschaft abhängen, überholte Überzeugungen zu hinterfragen und eine neue, verantwortungsvollere Beziehung zur Natur aufzubauen.