Dr. Clemens Löffler vom Institute for Digital Transformation and Strategy (IDS) der FHWien der WKW zeigt, warum „gute Nachrichten“ für Unternehmen teuer werden können und man in Wertschöpfungsketten – frei nach Paul Watzlawick – nicht „nicht informieren“ kann.
Wenn im Digitalzeitalter Informationen als das neue Öl gelten, dann ist der Informationsaustausch die Kontrolle der Pipelines. In der modernen Informationsgesellschaft sollten sich Unternehmen genau überlegen, wie der Informationsaustausch (z.B. mit Zulieferunternehmen) vorteilhaft eingesetzt werden kann. Zu diesem Schluss kommt Dr. Clemens Löffler vom Institute for Digital Transformation and Strategy (IDS) der FHWien der WKW. Der Wirtschaftswissenschafter beschäftigt sich in der renommierten European Accounting Review mit dem Nutzen digitalisierter Informationssysteme zur Weitergabe strategisch wichtiger Informationen.
Denn mit der operativen Unterstützung durch digitale Systeme folgen auch strategische Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette. Für Unternehmen stellt sich die Frage, welche Partner welche Informationen erhalten und was es aussagt, wenn Daten wie Nachfrageentwicklung, Produktionskosten, wirtschaftlicher Entwicklung etc. absichtlich verschwiegen werden.
Gute Nachricht ist teuer
So reagieren z. B. Zulieferunternehmen in ihrer Preisgestaltung flexibel, entsprechend der Informationen, die sie vom Markt und ihren Abnehmern erhalten. „Gute Nachrichten“, wie steigende Wirtschaftsdaten oder erfolgreiche Prozessinnovationen, können zu höheren Preisen führen. „Schlechte Nachrichten“, wie sinkende Nachfrage oder düstere Konjunkturprognosen, können Zulieferer zu Preisnachlässen bewegen. Durch den Einsatz flexibler digitaler Informationssysteme und künstlicher Intelligenz können Algorithmen entwickelt werden, die festlegen, unter welchen Bedingungen Informationen – z. B. an ein Zulieferunternehmen – weitergegeben oder besser zurückgehalten werden sollen.
Wie relevant das Thema für Unternehmen ist zeigt der chinesischer Industriekonzern Haier. Der weltweite Marktführer im Bereich Haushaltsgroßgeräte (u. a. Candy, Hoover, GE Appliances) investierte umgerechnet über 12 Mio. Euro in ein digitales Einkaufssystem. Dieses ermöglicht dem Konzern eine flexible Kommunikation mit seinen Zuliefererunternehmen, wie Mitsubishi oder Hitachi, die ihre Marktmacht ebenfalls zur Preisgestaltung einsetzen.
Man kann nicht „nicht informieren“
Diese digitalen Einkaufsysteme unterstützen Unternehmen nicht nur beim Informationsaustausch, sondern auch bei der zeitnahen Entscheidung, ob und mit wem ein Informationsaustausch überhaupt stattfinden soll. Denn auch „keine Information“ ist Information. Digitale Informationssysteme unterstützen die flexible Weitergabe relevanter Information und führen zu einem strategischen Vorteil z. B. bei der Verhandlung von Einkaufspreisen. So können Zulieferunternehmen, die versuchen ihre Marktmacht auszuspielen, durch eine entsprechende flexible Informationsstrategie zumindest in Zaum gehalten werden.
Das Controller Magazin hat die digitalisierte Informationsbeschaffung und Datenverarbeitung in Wertschöpfungsketten in seiner aktuellen Ausgabe aufgegriffen und auch „Die Presse“ beschäftigt sich in einem Artikel mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf Verhandlungstaktiken.