FH-Professor und Senior Researcher Marian Adolf hielt im April beim iab Austria NETwork eine vielbeachtete Keynote zum Thema „Fake News & Hate Speech“. Dabei standen die Auswirkungen der Desinformationskrise auf die Gesellschaft, der Vertrauensverlust in die Institutionen und Medien im Mittelpunkt.
Desinformation, Fake News & Hate Speech sind facettenreiche Phänomene, in denen sich psychologische, technologische, soziale, politische und ökonomische Ursachen vermischen. Zusammengenommen haben sie jedoch das Potenzial, das Fundament der gesellschaftlichen Kommunikation zu zersetzen. Die Auswirkungen sind vielgestaltig und reichen weit über die Medien hinaus.
Kontroverse Themen in „sozialen“ Medien
Auffällig ist, dass Fake News in den meisten Fällen kontroverse Themen wie Migration, Gesundheit, Krieg, Politik oder Klimawandel betreffen. Die häufigsten Quellen von Desinformation sind die sozialen Medien, wobei vor allem Twitter/X und TikTok herausstechen. Das ist deshalb alarmierend, weil sich junge Menschen heute vorwiegend in den sozialen Medien informieren, wo zudem auch Hate Speech in Form von feindseligen oder erniedrigenden Inhalten weit verbreitet ist.
Diskurskrise als Gefahr für die Gesellschaft
Fake News als auch Hate Speech führen letztendlich zum selben Ergebnis, weshalb Adolf sie unter dem Überbegriff „Diskurskrise“ zusammenfasst: Beide zerstören die Grundlagen der gesellschaftlichen Kommunikation. Weil aber das, was uns in einer gemeinsamen gesellschaftlichen Wirklichkeit vereint, ein kommunikatives Geschehen ist, betrifft die Diskurskrise den Zusammenhalt und das Funktionieren der Gesellschaft insgesamt.
Somit ist die Diskurskrise kein reines Medienphänomen, sondern eine Krise des gesellschaftlichen Vertrauens. Sie liegt im Herzen der Probleme, mit denen die Gesellschaft aktuell konfrontiert ist. Desinformation, Verschwörungserzählungen, Hate Speech und Co. rauben uns die gemeinsame gesellschaftliche Wirklichkeit und somit die Fähigkeit, adäquat auf die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit zu antworten. Wer Vertrauen zerstört, zerstört Wissen, wer Wissen unterminiert, unterminiert Vertrauen.
Es gibt keine einfache Lösung
Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist es wichtig zu verstehen, dass es nicht die eine Lösung für die Diskurskrise gibt. Mehr Medienkompetenz, mehr Faktenchecks und mehr Aufklärung werden nicht ausreichen, um dem Problem Herr zu werden. Stattdessen braucht es einen Mix aus rechtlichen, sozialen, pädagogischen und medialen Maßnahmen. Da hilft es auch nicht, dass Medienpolitik im weiteren Sinne trotz unserer globalen und digitalen Mediengesellschaft, nicht annähernd die Bedeutung hat, die sie haben sollte, so Adolf. Dies betrifft sowohl die Förderung qualitativ hochwertigen Journalismus als Garant robuster Information, wie auch die Regulierung der großen, kommerziellen sozialen Netzwerke, die viel zu lange schalten und walten konnten. Nur mit vereinten Kräften können Politik, Bildungsinstitutionen und Zivilgesellschaft der Diskurskrise entgegenwirken.
Das Branchenmagazin medianet widmete der iab Austria NETwork Veranstaltung einen ausführlichen Artikel: iab austria thematisiert gesellschaftspolitische Probleme im Superwahljahr.
Am 12. Juni 2024 ist Marian Adolf zu Gast beim PRofi-Treff des Public Relations Verband Österreichs (PRVA) zum Thema „Fake News und Desinformation: Herausforderungen, Gefahren, Gegenstrategien“. >> Zur Veranstaltung und Anmeldung