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News

Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft

7. Juni 2024

An zwei Abenden im Mai diskutierten ExpertInnen und Studierende der FHWien der WKW im Rahmen eines Vortrags und einer Podiumsdiskussion bei den Responsible Management Lectures (RML) des Sommersemesters 2024. Dabei drehte sich alles um die Bedeutung und Wirksamkeit von Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) für eine nachhaltige Zukunft.

Das ExpertInnenpanel mit VertreterInnen aus Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gewährte Einblicke in die Praxis von Multi-Stakeholder Initiativen.
Das ExpertInnenpanel mit VertreterInnen aus Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gewährte Einblicke in die Praxis von Multi-Stakeholder Initiativen.
Daniela Ortiz (IBES der FHWien der WKW), Sabrina Peer (WWF), Norma Schönherr (Lenzing AG), Marc Sarmiento (Österreichische Post AG), Maria Riegler (Mazars in Austria), Katharina de Melo (IBES der FHWien der WKW) (v.l.n.r.)
Daniela Ortiz (IBES der FHWien der WKW), Sabrina Peer (WWF), Norma Schönherr (Lenzing AG), Marc Sarmiento (Österreichische Post AG), Maria Riegler (Mazars in Austria), Katharina de Melo (IBES der FHWien der WKW) (v.l.n.r.)

Ester Hennchen, Forscherin, Dozentin und Beraterin in den Bereichen Unternehmensverantwortung und nachhaltiges Lieferkettenmanagement von der IESE Business School – Barcelona skizzierte in der ersten RML des Semesters am Beispiel des Klimawandels Merkmale von „Grand Challenges“.

Große Herausforderungen am Beispiel Klimawandel

Diese „großen Herausforderungen“ erscheinen in ihrer Komplexität, Unsicherheit und der Vielzahl möglicher Varianten überwältigend. Um diesen vielfältigen Risiken zu begegnen, seien MSI notwendig, denn die „Balanced Scorecard der Erde“ stehe auf „Alarmstufe Rot“. Diese Warnung muss ein Weckruf für die Verantwortlichen in der Wirtschaft sein. Denn Unternehmen sind oft sowohl Ursache als auch Lösung für die großen Herausforderungen unserer Zeit.

Multi-Stakeholder-Kooperationen zwischen Wirtschaft, NGOs, Regierungen und lokalen Initiativen haben sich bisher vor allem beim Vertrauens- und Beziehungsaufbau, beim Wissensaustausch sowie beim Experimentieren und Engagement bewährt. Allerdings fehlt es noch an Parametern für die Verantwortlichkeit der Stakeholder. Dem kann laut Hennchens Studien durch Förderung von Transparenz, Dialog für mehr Inklusion und Überprüfung der Wirksamkeit begegnet werden.

Daniela Ortiz, Head of Institute for Business Ethics and Sustainable Strategy (IBES) an der FHWien der WKW, ließ zu Beginn der zweiten RML die Merkmale der „Grand Challenges“ Revue passieren. Als Teilnehmerin der von Katharina de Melo (IBES) moderierten Podiumsdiskussion erörterte sie mit ExpertInnen verschiedene Beispiele erfolgreicher MSI und ging auf die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren ein, die für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Initiativen relevant sind.

Praxisbeispiele für MSI heimischer Unternehmen

Norma Schönherr berichtete über den österreichischen Faserhersteller Lenzing AG, der sich sowohl als Einzelunternehmen als auch im Rahmen von MSI für Nachhaltigkeit engagiert. Das Unternehmen hat beispielsweise neue Fasern für Planen entwickelt, die das Abschmelzen der Gletscher in den Sommermonaten reduzieren. Die dafür verwendeten Fasern setzen kein Mikroplastik mehr frei und werden am Ende ihrer Lebensdauer recycelt oder in anderer Form wiederverwendet. Die Lenzing AG arbeitete dabei mit Partnern aus verschiedenen Bereichen wie Tourismusverbänden, Liftbetreibern, Forschungseinrichtungen, Upcycling-Unternehmen und KünstlerInnen zusammen.

Auch die Österreichische Post AG engagiert sich aktiv in MSI, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Als Beispiel nannte Marc Sarmiento die Kooperation mit Amazon im Rahmen des „Climate Pledge“. Ziel dieser Initiative ist die Dekarbonisierung der Lieferkette und die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Dazu hat sich die Post verpflichtet, bis 2030 nur noch Elektrofahrzeuge in ihrer Flotte einzusetzen.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von MSI

Als NGO unterstützt der WWF Unternehmen dabei, sich wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu setzen und diese auch zu erreichen. Sabrina Peer berichtete von Wettbewerbern, die sich austauschen und voneinander lernen. Ein Beispiel dafür ist die WWF Climate Group, der auch Lidl und Spar beigetreten sind. Die Initiative setzt sich auch für politische Rahmenbedingungen ein, die Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Klimaziele unterstützen.

Laut Maria Riegler vom Beratungsunternehmen Mazars in Österreich sind viele österreichische Unternehmen noch zu wenig auf die anstehenden nachhaltigen Transformationen und die damit verbundenen Verpflichtungen vorbereitet. MSI können Unternehmen dabei unterstützen, das notwendige Wissen aufzubauen und sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Darüber hinaus können MSI Unternehmen dabei unterstützen, neue Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für MSI ist eine klare und konkrete strategische Ausrichtung. Diese schafft Vertrauen bei den Beteiligten und motiviert sie, sich aktiv einzubringen. Darüber hinaus ist ein starkes Engagement der Unternehmen für den Erfolg von MSI notwendig. Ohne ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen können die geforderten Ziele nicht erreicht werden.

Nachhaltigkeit als Querschnittsmaterie

Nachhaltigkeit sollte nicht nur Aufgabe der Nachhaltigkeitsabteilung sein, sondern als Querschnittsmaterie von allen Abteilungen im Unternehmen getragen werden. In der Praxis kümmert sich jedoch häufig nur die Finanz- oder Controllingabteilung um das geforderte Reporting. Dies reicht jedoch nicht aus, um die Vorteile einer nachhaltigen Transformation zu nutzen. Eine Nachhaltigkeitsabteilung sollte daher eine koordinierende Rolle übernehmen und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele muss von allen Abteilungen getragen werden.

Im Anschluss an die beiden RML fanden breite Diskussionen mit den Studierenden statt. Dabei wurden einzelne Nachhaltigkeitsmaßnahmen präzisiert und die Frage diskutiert, wie Multi-Stakeholder-Initiativen erfolgreich sein können. In einer globalen Perspektive wurden die Möglichkeiten heutiger und zukünftiger NachhaltigkeitsmanagerInnen erörtert und wie diese in ihrem jeweiligen Umfeld etwas bewirken können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass MSI ein wertvolles Instrument für Unternehmen sind, um sich gemeinsam gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert jedoch eine klare Strategie, ein starkes Commitment des Unternehmens und die aktive Beteiligung aller Abteilungen.